Da an diesem Abend nur 4 Malerinnen anwesend waren, habe ich mich kurzerhand zu 2 Live-Demonstrationen entschlossen:
- Konstruktion der Ellipsen an der Kugel und des Kugelschattens aus der Geometrie und einigen Beobachtungen an verschiedenen Lichtquellen (Stichwort: Lichtkegelunterschiede von natürlichen und künstlichen Lichtquellen)
- Aufbau einer klassischen Untermalung, wie sie seit dem Mittelalter bis ins 19.Jh für die Ölmalerei üblich war. Ich selbst verwende in meiner realistischen Malerei eine moderne Adaption mit Gouasche und Acryl, die wesentlich weniger zeitaufwändig ist. Diese Schritte habe ich an diesem Abend in verkürzter und skizzenhafter Weise vorgeführt.
Danke an Susanna, die die Schritte mit ihrer Kamera festhielt (s.u.)!
Für alle, die die Demo versäumten, werde ich in der kommenden Stunde noch einmal kurz erläutern, was die Idee dahinter ist.
Vorwissen:
DEMOS:
Nachdem wir in der letzten Stunde ein Verfahren zur Vorbereitung der Malerei kennengelernt haben (Beobachten, Skizzieren, Daumennagelskizzen zur Helldunkel-Verteilung, grobe Skizze in Umrissen und Hauptmassen), zeigte ich dieses Mal, wie man an die Umsetzung gehen kann - nicht muss! Es ist nur ein Weg von vielen, das sollte allen klar sein.
Man kann sofort "alla prima" mit den endgültigen Farbtönen beginnen - was aber eine gewisse Übung und Vertrautheit mit den Farbwerten voraussetzt, oder man geht so vor wie gezeigt.
Mit dieser Methode schafft man sich durch die aufeinander aufbauenden Schritte eine gewisse Sicherheit in der Beurteilung der Farbwerte und nähert sich mit Bedacht und Geduld dem fertigen Bild.
Die Schritte sind:
- Beobachtung aus allen Blickwinkeln, Skizzen mit Hilfe eines Finders/Suchers, Kompositionsstudien, Daumennagelproben der Aufteilung, aber auch der Farbwerte
- saubere Umrisszeichnung der Konstruktion und Komposition auf den Bildträger
- einfarbige Tönung des Grundes (Imprimitur), die die Umrisszeichnung aber bitte nicht vollständig überdecken sollte! Also bitte eine transparente oder wenigstens halbtransparente Farbmischung auftragen. Für diesen Schritt kann man gerne auch ein Farbrestegemisch ("Ateliersosse") verwenden.
- Untermalung in einem Farbton bzw. einer engen mittleren Farbtonskala (Grisaille)
- Weisshöhung der Lichtbereiche, d.h. die hellsten Stellen werden mit sehr hellen Ausmischungen untermalt. Im Vordergrund steht hier die Modellierung der Gegenstände in Licht und Schatten. Der Farbwert wird später ohnehin übermalt - aber bitte bedenken, dass die Untermalung trotzdem weiterhin durchscheint und das Farbklima mitbestimmt. Hier kann man seinem Gemälde schon eine Tendenz ins Kalte oder Warme geben. Trickreich ist es, dieses Stadium kalt anzulegen, wenn man ein warm getöntes Bild malen möchte und umgekehrt!
Empfehlenswert ist dieses Verfahren am Anfang deshalb, weil man über einige Schichten hinweg immer wieder in einem bestimmten Umfang die Chance zur Korrektur von Form oder Tonwert hat. (OK, eine wirklich schlechte Konstruktion und Vorbereitung kriegt man auch hier nicht mehr verbessert, ich spreche von kleinen Korrekturen. Die Vorbereitungsphase ist und bleibt bei dieser Methode absolut wichtig).
Die sog. Alla-Prima-Malerei ist reizvoll und seltsamerweise ganz besonders für (ungeduldige) Anfänger attraktiv, aber ehrlich gesagt führt sie meiner eigenen Erfahrung nach insbesondere am Anfang gerne zu frustrierendem Gesumpfe und Grauingrau-Gepansche.
Leider gilt aber diese Herangehensweise vielen als genialisch und "künstlerisch"...
Ich empfehle die Alla-Prima-Malerei eigentlich nur denjenigen, die ihre Palette und die Zeichnung bzw. Anlage des Gemälde so verinnerlicht haben, dass sie sofort auf den endgültigen Ton bzw. Form steuern können.
Die Alla-Prima-Malerei ist eine seit dem 16. Jahrhundert bekannte Maltechnik, bei der die Untermalung und die Lasur weggelassen werden. Berühmt wurde sie erst durch die Impressionisten, die sie verwendeten, um möglichst zügig ein Bild fertigstellen zu können. Oft arbeiten Künstler, die alla-prima malen, plein-air, d. h. in der freien Natur mit natürlichem Licht.
Man sagt Lucian Freud nach, dass er in der Lage war, jedes seiner Gemälde von jedem Punkt der Form aus in einem Zug ohne Untermalungen zu malen - aber der malte und übte Jahrzehnte, bis er das konnte!
Mehr zu Lucian Freud
Die letzte Schicht der endgültigen Malerei kann so dann aber konzentriert und für sich vorgenommen werden, ohne dass man von dauernden Formkorrekturen abgelenkt wird.
Sie kann entweder mit groben und großzügigen Pinselspuren oder fein und sorgfältig abgewogenen, vielleicht sogar auch da und dort ineinander vertriebenen Pinselspuren geschehen. Letztere Methode stösst aber in der Acrylmalerei an gewisse Grenzen. Die Acrylmalerei, die ja sehr schnell trocknet, eignet sich eher für die mutig präsentierte Malspur - die man durchaus zeigen darf! Hierin ähnelt sie einer sehr alten Malereitechnik, der Eitempera, die wir noch kennenlernen werden.
Die Anleitung für die geometrische Konstruktion einer Ellipse ist noch in Entstehung und wird bald hier gezeigt, evtl. im Laufe der Woche noch...
Hausaufgabe also weiterhin, durchaus auch gerne in mehreren und vielleicht auch nicht immer notwendigerweise in grossen Formaten:
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