Folgende 8 Folien habe ich am 15.3.12 vorgestellt:
(Zum Vergrössern bitte auf die jeweilige Abbildung klicken!)
Für eilige Leser reichen die Informationen auf den Präsentationsfolien. Ich werde es künftig so halten, dass ich meine Unterrichtsfolien zu jedem Kapitel gleich nach dem Unterricht hier veröffentliche und dann im Laufe der Woche mit weiteren Texten und Links versehe.
Wer keine Zeit und Geduld für die Erläuterungen hat, kann sich nur mit den Folien allein einen schnellen Überblick verschaffen.
Folie 1 - Themen des Abend:
Folie 2 - Vom Bettwäschewaschen...:
Wie bitte, was hat das hier zu suchen und was hat das bittschön mit Malerei zu tun ?!
Text zu "Vom Bettwäschewaschen...":
"Bläuen (Blauen): Gewebe (Leinen, Damast) werden unter Anwendung sehr verdünnter, blauer oder violetter Komplementaärfarben weiss gefärbt. Gelb und blau ergänzen sich zu weiss. Zu Oma's Zeiten gab es Saturn-Waschblaupapier: ein Umschlag mit dunkelblau beschichteten Papieren in Postkartengrösse, die früher in das letzte Spülwasser von Weisswäsche getaucht wurden. Die Wäsche erhielt einen bläulichen Stich als optische Aufhellung.
Beim Wettwaschen um das weisseste Weiss würden die wenigsten Waschmittel eine Dopingkontrolle überstehen. So befinden sich heute in den meisten Vollwaschmitteln Fluoreszenzfarbstoffe als optische Aufheller - als integraler Bestandteil des Seifenmittels werden sie bei jeder Wäsche eingesetzt, ob nötig und erwünscht oder nicht.
Einen "Weissmacher" gab es jedoch schon vor der Entwicklung dieser Stoffe: Das Ultramarin. Der leuchtend blaue Naturfarbstoff wurde ursprünglich mit grossem Aufwand aus dem Halbedelstein
Lapislazuli gewonnen - und war fast so kostbar wie Gold. 1806 gelang die quantitative Analyse des Ultramarins, und 1828 nahm das erste Unternehmen die synthetische Erzeugung reinen Ultramarins auf. Durch die darauffolgende Verbilligung des Farbstoffes fiel ihm eine neue, gänzlich profane Aufgabe zu, die für Generationen von Hausfrauen mit Gold kaum aufzuwiegen war: die Wäsche weiss zu machen.
Farbenlehre: Es funktioniert nach allen Regeln der Optik: Ultramarinblau ist die Gegenfarbe zu jedem Mittelgelb, das insbesondere ältere Weisswäsche (als "Gilb") befällt. Der Farbstoff hebt das unerwünschte Gelb infolge Komplementärfarbenwirkung in ein rein weisses Weiss auf. Hinzu kommt, wenngleich in sehr viel geringerem Ausmass, ein physikalischer Effekt: Ultramarin ist ein UV-Absorber, das heisst, es nimmt ultraviolettes Licht auf und gibt es als sichtbares Licht wieder ab. Die Folge: Weisse Wäsche strahlt wie neu, wenn eine Tüte Ultramarinblau dem letzten Spülgang zugefügt wird.
Waschblau aus Ultramarin zum Bläuen der Wäsche wird bei Kremer Pigmente angeboten. Es wird genau wie das frühere Waschblau zur letzten Spülwäsche gegeben."
Quelle: Sehr empfehlenswerte Website der Fa. Kremer, die historische und aktuelle Pigmente, Malmittel und Werkzeuge herstellt und/oder anbietet:
PB = Pigment BLUE, 29 = Beziffert den zugrundeliegenden Stoff Natrium-Aluminium-SulfoSilikat
Jedes Pigment besteht aus einer chem. Substanz oder Mischung, die eindeutig bestimmbar ist .
Eine international festgelegte Kombination aus Buchstaben und Zahlen,
Wozu braucht es diesen CI?
Sie können damit, sofern der Händler diese Information überhaupt auf der Verpackung mitteilt, leicht feststellen, welche Inhaltsstoffe den Farbton bilden und ob diese besondere zusätzliche Eigenschaften haben, d.h. handelt es sich um ein giftiges oder gesundheitsschädliches Pigment, ist es ein natürliches oder synthetisches Pigment oder ein Farbstoff usw.
Und wenn der Hersteller darüber keine Informationen gibt?
...Sollten Sie über den Hersteller und dessen Produkte anfangen nachzudenken.
Je tiefer sie in die Malerei eindringen, umso klarer wird Ihnen werden, dass Sie nur dann vorhersehbare oder reproduzierbare Ergebnisse und Lernfortschritte erzielen, wenn Sie sich auf die verwendeten Materialien verlassen können. Das wird umso wichtiger, wenn wir in Kürze das unendlich spannende Feld der Farbmischung betreten.
Manche Hersteller verkaufen Mixturen und Verschnitte von Pigmenten, die oft nur noch so heissen, wie das Pigment, das sie nachahmen. Sie erkennen das oft an dem Wort "Hue" im Nachklapp, was so viel bedeutet, wie ungefährer Tonwert. "Studienfarbe"ist auch verräterisch. Ausmischungen mit diesen Farben führen gerne zu unangenehmen Überraschungen, weil sie oft nicht die Ergebnisse bringen, die eigentlich zu erwarten wären.
Wenn Sie im Laufe des Kurses empfindlicher werden für die Wirkung von Farben, wird Sie das irgendwann so stören, als wolle Ihnen ein Musiker erklären, dass es an der Stelle auch ein Cis tut, wo eigentlich ein C klingen sollte - mir persönlich verursacht sowas beinahe körperliche Schmerzen...
In der Ölmalerei spielen zudem die chemischen Eigenschaften des Pigments eine sehr wichtige Rolle, auf die Sie sich z.B. in Bezug auf Trockenzeiten, Reaktionsverhalten, Dichte usw. verlassen müssen.
Wir werden im Laufe des Kurses bei der fortschreitenden Zusammenstellung der grundlegenden Malfarbenpalette dazu die wichtigsten Informationen kennenlernen und zusammentragen.
(Und uns nebenbei ein Bild davon machen lernen, wie transparent manche Händler/Farbhersteller arbeiten...)
Dazu eine Website, deren Autor im Bereich der Aquarellfarben aufs Akribischste zusammengetragen hat, welche Informationen für fast alle in dieser Technik relevanten Pigmente wichtig sind.
Die meisten der vorgestellten Pigmente sind auch in der Acryl- und Ölmalerei gebräuchlich.
Die Top 40 der Pigmentauswahl des Autors sind auch für alle anderen Techniken wichtig.
Leider ist die Website nur in englisch verfügbar. Die wichtigsten Informationen wie z.B. die Zuordnung von ColorIndex zur jeweiligen chemischen Substanz kann man auch ohne Englischkenntnisse verstehen.
Ich kenne z.Zt. leider keine einzige deutsche Website, die sich mit diesem Thema befasst und eine ColorIndex-Übersicht gäbe.
Folie 3 - Buchempfehlung des Abends :
- Eine teure, klassische und tiefergehende von Max Doerner, ein Klassiker in der xten Auflage.
- Eine praktische, illustrierte, wesentlich billigere - und vorerst auch genügende - Ausgabe von Thomas Hoppe.
Max Doerner,
hier bei amazon (und auch überall sonst im Buchhandel);
Thomas Hoppe,
hier bei amazon (und auch überall sonst im Buchhandel);
Folie 4 - Die Malspur:
Zur Einstimmung eine schöne Übung für eine Musestunde:
Schauen Sie mal in aller Ruhe, welche Arten ganz unterschiedlicher Spuren ein einziger Pinsel hergibt (z.B. der 14er Gussow-Flachpinsel) und stellen Sie diese wie eine Sammlung auf einem Blatt zusammen - das durchaus auch als systematisch angelegtes, vorzeig- und rahmbares Gemälde gedacht sein kann - . Sie werden evtl. staunen - was ja für eine(n) MalerIn nicht verkehrt ist...
Wie eine Schmetterling- oder Blütensammlung...
Folie 5 - Wie man beim Malen Ordnungszwänge und langweilige Stereotypen vermeidet, oder:
Musik ins Bild bringen...!
Nachdem wir am ersten Abend relativ spontan und unbefangen erste Warmups und Übungen malten, die uns eine Begegnung mit unserer jeweils persönlichen Art der Pinselführung (= Duktus) brachten, kreiste die zweite Stunde um die Untersuchung unseres Ausdrucks.
Der in der Malerei und Zeichnung gebräuchliche Begriff für die mit der Persönlichkeit des Malers/Zeichners verbundene Qualität der Spur oder Linie ist DUKTUS.
Wir alle haben frühzeitg durch Drill und Selbstdisziplin eine tief sitzende Gewöhnung an einen kontrollierten, ausgeglichenen und oft gleichförmigen Schreib-duktus mühsam erworben. Ein Vergleich mit der zur Malerei notwendigen Einstellung führt klar vor Augen, dass dies zwar eine für die Schrift sinnvolle Haltung ist, aber als kulturell begründeter Zwang zum Stereotypen ein sehr großes Hindernis beim Malen darstellt.
Als Schreibende leitet uns eine Vorstellung vom Allgemeinen, das heisst, andere sollen meine Zeichen lesen und interpretieren können.
Als Maler aber suchen wir bewusst oft das Eigene, Persönliche, Besondere, ggf. sogar das mitunter Undeutbare...
Spontan und unbedacht werden unsere Bilder aber am Anfang oft erst einmal gerne langweilig, meist zu aufgeräumt und daher ausdruckslos. Oder unsicher, aber wenigstens sauber und sorgfältig nach einer Ordnung suchend. Oder nur hilflos chaotisch desorganisiert, weil es einem zwar vielleicht auffällt, dass man dazu neigt, ideenlos immer dasselbe Zeichen zu wiederholen, man findet aber noch keinen eigenen und lebendigen Weg zwischen den Extremen von Chaos und Form.
Die Malkunst aber bewegt sich dazwischen, zwischen den Polen von Zerfall, Unordung und dem Übermaß an Kontrolle!
Es ist also nicht nur die Schreibhaltung des Werkzeugs, sondern auch die Art und Weise der Spur- und Linienproduktion für das Malen neu zu erfahren und bedenken!
Es gibt in der Malerei und Zeichnung überraschenderweise keine verbindliche Sprache für die Spur- oder Linienqualitäten (*).
(* Wer sich auskennt, wird mich hier korrigieren wollen und mich auf Kandinskys Schrift "Punkt und Linie zu Fläche" von 1925 hinweisen, die diesen Versuch macht. Ein tolles Buch, gewiss - aber nur etwas für ausdauernde Dickbrettbohrer und vor allem nicht für den Anfänger der Malerei zu empfehlen! Sehr sehr kandinskyesk, eigen, bisweilen ziemlich esoterisch, (mir) unnachvollziehbar und sehr gelehrt, abstrakt kommt es daher, imho. Wer es sich zutraut, mache sich auf ein kratziges Lese-Abenteuer gefasst...Apropos: Wassilj KANDINSKY und sein Werk sollte man aber unbedingt kennen).
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Kandinsky, Blauer Himmel, 1940 |
Hier nun mein Ansatz zu einer Lösung, wie man die malerische Struktur beleben könnte und dabei sogar verstehen lernt, welche Mittel anwendbar sind:
Der von Mal- und Zeichenlehrern oft und gern geäußerte Hinweis, beim Malen oder Zeichnen doch bitte die Spur- und Linienstärken und den damit verbundenen Druck der Hand bzw. des Instruments zu variieren um damit "lebendiger" zu gestalten, macht den Anfänger oft ratlos:
Worin sollen denn diese Unterschiede im Strich begründet sein?
Wann und warum soll man das denn tun?
Ist das nicht oft willkürlich, beliebig und dem Augenblick, dem Zufall, der Stimmung oder Werweisswasnoch unterworfen?
Oder gibt es dafür Regeln?
Berechtigte Fragen, die sich im Prinzip der Maler nur mit wachsender Erfahrung selbst beantworten kann. Da es wie gesagt darüber keine einfache, praktische, sofort umsetzbare und verbindliche Sprache gibt, mache ich mit Ihnen den Versuch, einen Übertrag aus der MUSIK zu wagen.
In der notierten Musik gibt es für den Interpreten Hinweise auf die Ausführung und den Ausdruck der jeweiligen Passage eines Musikstückes. In der musikalischen Ausführung ist hier der Kern der künstlerischen Interpretation, denn die Anweisungen lassen auch immer Spielraum der Deutung.
Ähnliches könnte man nun auf die Spur und Linie übertragen:
Stellen Sie sich vor, Ihr Werkzeug (Pinsel) sei ein Musikinstrument, die ausgeführte Spur der Ton.
Der Ausdruck einer Spur, eines Tones wäre dann aus den folgenden Elementen gebildet:
1) ARTIKULATION = Art der Ausführung, die Art des Ansatzes:
Von STACCATO (abgehackt, unverbunden, abgesetzt) <----> bis LEGATO (fliessend)
2) TEMPO = Geschwindigkeit der Ausführung:
Von LARGHISSIMO (sehr breit, behäbig) <----> bis PRESTISSIMO (sehr schnell)
3) DYNAMIK = Stärke oder Kraft der Ausführung:
Von piano pianissimo (ppp, sehr zart) <----> bis forte fortissimo (fff, sehr kräftig)
Diese Ausdrucksspielräume sind - in der Malerei wie in der Musik - mit Ihrem Innern verbunden, genauer gesagt mit Ihren Emotionen, der Verarbeitung von innern und äusseren Impulsen, evtl. sogar vorhandene Gedanken spielen eine Rolle, etwas zwischen Gefühl und Gedanke, das ich für mich gerne "Denkfühlen" nenne - das bildet Ihr Werkzeug mehr oder weniger bewusst ab. Wie der professionelle Musiker kann auch der zunehmend bewusste Maler diese Elemente einsetzen, um sein Anliegen daraus zu formen.
Spielen Sie bitte in künftigen Warmups einfach alle Möglichkeiten und Kombinationen der Spur-, Fleck- und Strichbildung durch, zum Beispiel:
- Sehr schnell ausgeführte, abgehackte, aber zart gesetzte Spuren, Striche - oder langsam hingestrichene schwere kräftige Spuren - und umgekehrt...
- Lang fliessende, ruhig ausgeführte kräftige Spuren - und dann schnell und hektisch aber zart, oder stellen Sie sich vor: van Gogh on Steroids...
- Sehr kräftige, behäbig aber abgehackt gesetzte Spuren
- und weitere unendlich viele Varianten...
Zwischen den genannten Extrempolen liegen viele Nuancen des Ausdrucks.
Diese Ausdrucksübungen kann man ständig auch ohne Bildidee üben, wie Fingerübungen am Klavier, sozusagen "Czerny für Maler" - Schule der Geläufigkeit...
Und ich weiss aus eigener Erfahrung, dass dabei die besten Einfälle wie von selbst kommen.
So beginnt Ihre Malerei allmählich lebendig zu atmen und vibrieren...
Fazit: Notfalls summen, singen, dirigieren, tanzen Sie doch einfach Ihre Bilder...!
Ganz im Ernst: Paul Klee war Musiker (Geiger), Kandinsys Abstraktionen sind im Prinzip Soundcollagen, da Kandinsky als
Synästhetiker Musik
sah - und das ganz ohne LSD oder andere chemische Hilfsmittel - eine Menge Maler und Zeichner spiel(t)en auch Musikinstrumente. Die Künste stehen alle in Verbindung miteinander.
Ziel der Übung insgesamt:
Ihnen soll auffallen und bewusst werden, dass Sie mit einem einzigen Werkzeug wie z.B. dem Flachpinsel schier unendliche Möglichkeiten des Ausdrucks haben. Je bewusster Sie diese Elemente der Spurbildung einsetzen, umso lebendiger und individueller werden Ihre Arbeiten, gleichgültig, ob Sie nun abstrakt oder gegenständlich malen.
Um aber einem Missverständnis von vornherein vorzubeugen: Auch das langweilige, akkurate, stereotype, zwanghafte, leblose Spurensetzen hat seine Berechtigung, ist eine Form von speziellem Ausdruck und kann auch so ganz bewusst gepflegt und eingesetzt werden. Es ist nichts so schlecht, dass es nicht für etwas gut wäre - gerade in der Malerei...
Folie 6 - Inspiration:
Achten Sie einmal ganz bewusst beim Betrachten von Arbeiten anderer Maler, wie diese ihren Strich setzen:
Van Goghs geschwind und dynamisch gesetzte, geradezu ekstatische Spuren, .....(Fortsetzung folgt; Vorstellung von Malerei des Expressionismus von van Gogh über den Abstrakten Expressionismus, den Tachismus, das Informel bis zur Gegenwart - einige Anregungen, über die Spur des Malens nachzudenken. Bildershow und Links)
Folie 7 - Farbe selbst herstellen (1) :
Ein weiteres Ausdruckselement ist die
Farbmaterie im Zusammenspiel mit dem Pinsel. Es macht einen Unterschied, ob Sie mit kaum fliessender, zäher dicker Farbe oder mit beinahe aquarellartiger Konsistenz eine Spur setzen.
Oder schauen Sie mal, wie es aussieht, wenn Sie kaum noch Farbe am Pinsel haben und trotzdem Spuren setzen (sog.
drybrush, bekanntester Anwender dieses Verfahrens:
Andrew Wyeth)
Wie Sie anfangen können, diese Konsistenzunterschiede für Ihre Zwecke einzusetzen und zu steuern, zeigen unsere erste Übungen zur Herstellung eigener Malfarben.
WICHTIG: Sie werden ab jetzt immer
die 3 wichtigsten Elemente einer Malfarbe im Auge behalten müssen, um die Farbmaterie als Bildelement mit bewusstem Ausdruck nutzen zu können. Was sich ab jetzt ändert, sind nur die jeweilige Farbe des Pigments und die chemische Zusammensetzung der Antagonisten Lösungs- und Bindemittel:
Die 3 wichtigsten Elemente einer Malfarbe:
Pigment - Bindemittel - Lösungsmittel
Es geht bei der Malerei, wie im richtigen Leben, um das rechte Verhältnis von Bindung und Lösung, also um die rechte BALANCE...
Zu viel Lösungsmittel laugt die Bindung aus und setzt die Substanz frei.
Zu viel Bindemittel babbt hart und unflexibel.
Na, wenn das nicht zu denken gibt...
Zu Beginn sammeln wir gemeinsam erste Erfahrungen mit den allereinfachsten, trotzdem aber schon sehr brauchbaren und seriösen Werkstoffen:
Materialien:
Pigment: Ultramarinblau (PB29), wenige Gramm genügen vorerst.
4 Teile Pigment zu 1 Teil Bindemittel sind sicher, Sie können aber noch extremere Verhältnisse testen, Cellulose-oder Methylkleister hat enorme Bindekräfte! Ein Dosierlöffel und ein Plastikpalettmesser sind hilfreich. Ich empfehle weiterhin, das Mischen auf Porzellanteller oder einer weissen Badkachel (aus dem Baumarkt, möglichst groß)
Lösungsmittel: Wasser. Leitungswasser ist Ok, abgekochtes noch besser, destilliertes brauchen wir nur in der Temperamalerei.
Bindemittel: Methylkleister, kräftig angesetzt (1:10 - 1:20) = handelsüblicher Kleister für schwere Tapeten.
Schritt für Schritt Anleitung:
- Für wässrige Techniken das trockene Pigment zuerst in ein Gefäß geben, dann Wasser nach und nach in kleinen Dosen mit kleiner Spachtel oder Palettmesser einmischen, bis das Gemisch cremige Konsistenz hat. Einwirken lassen, stehen lassen (in der Regel kann das gut 1 Tag lang sein, kontrollieren und ggf. Wasser nachgiessen, dass es nicht eintrocknet - heute alles ausnahmsweise nur ein paar Minuten).
- Eventuell überschüssiges Wasser abgiessen. Farbbrei in sauberes und wieder verschliessbares Gefäß oder auf Plastik- oder Porzellan-Palette geben, trocknet dort aber ggf. zu schnell vor sich hin! Dann mit Wasser nachsprayen oder sonstwie benetzen.
- Methylkleister mit Wasser (1:10 bis 1:20) ansetzen, 20 min. ziehen lassen, durchschlagen und als Bindemittel benutzen. Im Kühlschrank aufbewahrt, hält dieser gut 1 Woche.
Sie können sich eine bestimmte Menge eingeweichtes Pigment dann 4:1 mit Bindemittel ansetzen, um eine sofort vermalbare und haftende Farbe zu erhalten. Diese Mischung können Sie mit Wasser verflüssigen, bis zum Grenzwert, ab dem der Binder zu schwach wird.
Oder Sie mischen den ungebundenen Pigmentbrei auf der Palette mit unterschiedlichen Mischungen von Binder und Wasser, um so Pinselstrich für Pinselstrich unterschiedliche Wirkungen zu erzielen.
Die gewünschte dickere oder dünnere Konsistenz können Sie also je nach Zweck steuern (durch Zufügen von Wasser). Es ist sinnvoll, die Mischungen vor der Verwendung im Bild in dünnen Aufstrichen auszuprobieren, bis es den Ansprüchen genügt und vor allem hält. Anstriche können Sie prüfen, indem Sie mit dem Finger über den trocknen Aufstrich streichen. Das Pigment darf nach dem Trocknen nicht mehr aus dem Aufstrich herausreibbar sein.
-
Wasser ist in diesem Fall das
Lösungsmittel - also „Antagonist“ oder Gegenspieler zum
Bindemittel Kleister. Ziel ist es, je nach Zweck (also ob eine dünne Lasur oder ein dicker pastoser Auftrag gewünscht ist) diese Antagonisten gegeneinander auszubalancieren - es muss nur immer noch genug „babben“, d.h. das Pigment muss an der Oberfläche haften und darf nicht stäuben.
Einigermassen sorgfältig benutzt, sind Gouache- und Kleisterfarben neben- und miteinander vermalbar, geht irgendetwas schief - nicht schlimm, denn es sind sehr billige, trotzdem aber haltbare und kunsttaugliche Materialien!
Folie 8 - WARMUPS . ÜBUNGEN. WERK :