Donnerstag, 29. März 2012

Malerei Grundkurs - Kontrast/Komposition 2 - 29.3.12


Folgende Folien habe ich am 29.3.12 vorgestellt:
(Zum Vergrössern bitte auf die jeweilige Abbildung klicken!)

Für eilige Leser reichen die Informationen auf den Präsentationsfolien. Ich werde es künftig so halten, dass ich meine Unterrichtsfolien zu jedem Kapitel gleich nach dem Unterricht hier veröffentliche und dann im Laufe der Woche mit weiteren Texten und Links versehe. 
Wer keine Zeit und Geduld für die Erläuterungen hat, kann sich nur mit den Folien allein einen schnellen Überblick verschaffen.












































Freitag, 23. März 2012

Malerei Grundkurs - Kontrast/Komposition 1 - 22.3.12

Folie 1 - Intro
Folgende 8 Folien habe ich am 22.3.12 vorgestellt:
(Zum Vergrössern bitte auf die jeweilige Abbildung klicken!)

Für eilige Leser reichen die Informationen auf den Präsentationsfolien. Ich werde es künftig so halten, dass ich meine Unterrichtsfolien zu jedem Kapitel gleich nach dem Unterricht hier veröffentliche und dann im Laufe der Woche mit weiteren Texten und Links versehe. 
Wer keine Zeit und Geduld für die Erläuterungen hat, kann sich nur mit den Folien allein einen schnellen Überblick verschaffen.




Folie 2 - Überblick


An diesem Abend sind 2  Themen wichtig:


- Wir erweitern unsere bislang sehr eintönige Basispalette um ein neues Pigment, das an sich nicht als "Farbe" gilt, sondern lediglich als Aufheller der anderen Pigmente verstanden wird. Titanweiss.
Persönlich habe ich eine andere Auffassung darüber insofern, dass ich die Farben des Weiss zu entdecken anspornen möchte.
Ich finde das Weiss unfasslich. Es gibt kein Weiss, behaupte ich provokant! Machen Sie sich auf Entdeckungsreise und vergleichen Sie Weisstöne, woimmer Sie sie entdecken.

- Wir beginnen auf einfachste Weise dem Phänomen der Komposition eines Bildes nahezukommen. Zunächst so einfach und unverkrampft wie möglich, indem wir aus dem Bauch heraus unterschiedlich grosse Flecken auf einer Bildfläche verteilen und beobachten, was dann geschieht.


Folie 3 - Pigment des Abends





Titanweiss, PW6
Titandioxid TiO2, (um 1900, gebräuchlich nach dem 2. WK)

„Deckweiss“ - sehr deckendes Pigment!

Titanweiss ist chemisch gesehen Titandioxid mit der Formel TiO2. Es wird synthetisch hergestellt, Ausgangsmaterial ist zumeist schwarzes Titaneisenerz, welches auch Ilmenit genannt wird und z.B. aus Norwegen, Canada, China oder der ehemaligen Sowjetunion stammt.
Titanweiss ist das Weisspigment mit der grössten Deckkraft.

Es ist seit den 20er Jahren dieses Jahrhunderts auf dem Markt. Sowohl in organischen als auch in anorganischen Bindemitteln ist es verwendbar und mit allen Pigmenten kombinierbar.
Im Gegensatz zu Bleiweiss hat das chemisch inaktive Titanweiss jedoch keine trocknende Wirkung auf Öle. Eine Information, die wir im 3. Teil des Kurses genauer betrachten werden. Merken Sie sich nur bitte so viel: Nicht nur der Farbton eines Pigments spielt eine Rolle, sondern auch dessen chemisch-physikalischen Eigenschaften!

Ausser als Künstlerfarbe kommt Titanweiss auch als Druckfarbe zum Einsatz oder zum Färben von Kunststoffen. Plastikverpackungen werden durch die weisse Farbe nicht nur bedruckbar, sondern auch beständiger gegen den Einfluss von UV-Strahlung. Auch bei der Papierfabrikation und in der Kosmetikindustrie wird Titanweiss verwendet.

Quelle: Website der Fa. Kremer

Es ist das meistbenutzte Pigment in der Malerei! Wie ohnehin alle verfügbaren Weisspigmente die wichtigsten Pigmente des Malers sind. Sie werden bald verstehen, warum das so ist.

Die Grundierung
Titanweiss wird zudem auch in den unterschiedlichen Mischungen eines sog. "GESSO" verwendet. Unter einem Gesso versteht man ein Gemisch aus verschiedenen Materialien, aus denen man die ausserordentlich wichtigen Grundierungen von Leinwand, Holz, Karton und Papieren herstellt.

Die simpelste Form eines Gesso besteht aus: Bindemittel (z.B. Acrylbinder), Weisspigment (Titanweiss PW6) und Kreide sowie je nach Träger Gips oder künstliche Modellierpasten in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen.

Tips für unsere Praxis:
Für unsere ersten Studien reicht ein simpler Weissbinder, also eine handelsübliche Wandanstrichfarbe, sog. Dispersionsfarbe.

Als Grundiermittel für (Pack-)Papier und Karton sind 1-3 dünn mit breitem Pinsel oder Schaumstoffrolle aufgetragene Lagen dieser weissen Anstrichfarbe empfehlenswert.
Bitte jeden Aufstrich erst trocknen lassen!

(Pack-)Papiere sollte man mit Klebstreifen oder Tacker rundum gegen das Verwerfen und Faltenschlagen fixieren oder mit Kleister auf einen Keilrahmen kleben. Trocknen lassen, dann grundieren. Das ist die billigste Form einer "Studienleinwand", die sich auch ruckzuck mit einem Messer vom Rahmen trennen lässt.

Eine Grundierung hat verschiedene Funktionen, die wir während des gesamten Kurses der Reihe nach behandeln werden:

- Ein wichtiger Faktor ist es, die Saugfähigkeit des Untergrunds zu steuern. In unserem Fall kann ein Gesso oder Weissbinderanstrich verhindern, dass die Farbe sofort vom Papier aufgesogen wird und verlaufende sumpfige Pfützen entstehen. Ausserdem bleibt die Farbe auf Gesso etwas länger formbar.

- Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass der reinweisse Untergrund ein Reflektor für  durchsichtige Lasurpigmente wie z.B. das Ultramarinblau darstellt. D.h. durch die Farbschicht fällt das Licht, wird mehrfach gebrochen und kehrt, reflektiert von der Grundierung wiederum gebrochen zurück - was eine interessante Farbwirkung erzeugt.
Wenn Sie also brilliante, licht- und farbstarke Wirkungen erzielen wollen, ist eine Titanweiss-Grundierung perfekt. Die reinweisse Grundierung ist aus diesem Grund seit dem Impressionismus gebräuchlich.



Folie 4 - Buchempfehlung


Wolfgang Blankes Buch "Malen mit Pigmenten" empfehle ich Ihnen mit Vorbehalt. Alle Rezepte sind zwar richtig und verlässlich, aber auf seltsame Weise (wohl durch eine undurchsichtige Layoutstrategie verursacht) so im Text verteilt, dass man gerne den Zusammenhang verliert. Mich macht sowas "scheckig" bis leseunwillig...
Sie werden manches aus unserem Kurs wiedererkennen, weil einfach Standard, manche Rezepte sind interessant, aber selten genutzt oder etwas für Tüftler und Experimentierfreudige.
Sehr empfehlenswert ist das Kapitel zur Temperamalerei, die wir im Kurs nicht behandeln werden bzw. höchstens kurz streifen.


Bei amazon hier




Folie 5 - DEMO


Ich habe Ihnen zusammenfassend noch einmal demonstriert, wie man mit unterschiedlicher Pinselhaltung und - führung Übergänge von hell nach dunkel, von dicht nach locker, von nahezu undurchsichtig nach durchsichtig malt. Das Thema der Übergänge wird Sie, solange Sie malen werden, immer beschäftigen.
Wichtig ist mir, dass Sie auf die Unterschiede der Pinselspuren achten, die von ungeordneten, wilden Malspuren bis zum akkurat "Geleckten" reichen können. Sie sollten die ganze Palette üben und anwenden.




Folie 6 - Komposition
Ursprünglich war es geplant, Ihnen aus einem Zeichenlehrbuch von Hans Daucher (Die grosse Zeichenschule) 2 Seiten zu Übungen zur Komposition auszuteilen, leider hatte ich diese im Drucker vergessen, also mussten Sie nach Ihrem eigenen Gefühl an die Sache gehen - was ja auch nicht schlecht ist.
Wir werden diese Übung in der kommenden Stunde nachholen.




Folie 7 - Komposition

Komposition ist ein umfangreiches, wichtiges Thema der Malerei und Zeichnung. Ich halte die kommenden Übungen dazu für die Wichtigsten des ganzen Kurses überhaupt. 
Das Wissen und Gefühl um Komposition entscheidet darüber, ob ein Bild wahrgenommen wird, also ob man hinschaut, ob es funktioniert, ob es interessiert.

Auf der allereinfachsten Ebene geht es zunächst darum, eine klar umrissene, bestimmte Bildfläche so mit unterschiedlichen "Akteuren" zu gestalten, dass diese 
- voneinander unterscheidbar sind,
- indem durch Unterschiede der Lage, Menge, Grösse und Helligkeit eine Interpretation über Zusammenhänge und Hierarchien denkbar wird.

Einfacher gesagt: Versuchen Sie mit diesen Mitteln den Blick des Betrachters auf Ihre Aussage zu lenken und die Sachverhalte auf der Leinwand in eine interessierende Ordnung zu bringen. 

Da Sie beim Komponieren immer das Gesamtbild im Auge behalten müssen, ist es sinnvoll, sich vorher das Spielfeld durch einen dünn gezeichneten Rahmen zu markieren (das erübrigt sich natürlich, wenn Sie ein ganzes Blatt oder eine Leinwand gestalten, denn da sind die Bildgrenzen gegeben.).
Mir geht es darum, dass Sie sehen lernen, dass die Bildgrenzen, also das Format des Bildfelds, die erste wichtige Entscheidung und Information der Komposition ist, auf die sich alle Elemente im Bildfeld beziehen.

Bei unseren ersten Übungen bleiben wir bei abstrakten Flecken unterschiedlicher Grösse und Form, die Sie bitte vorerst nicht gegenständlich deuten, so verlockend das auch ist. 
Wir wollen jetzt nur herausbringen, was aus welchem Grund kompositorisch "interessant", "spannend" oder "ruhig", "anziehend" oder  "wirr", "chaotisch" und was dagegen "langweilig" oder "ungeschickt" wirkt.
Dass Sie alle gerne bald wiedererkennbare Dinge malen wollen, ist mir schon klar, aber zunächst geht es darum, sich nicht von Symbolen und Umrissen ablenken zu lassen, wenn Sie über die
Aufteilungs- und Spannungsphänomene auf einer Bildfläche nachdenken.

Wir werden im Laufe des Kurses viele weitere Elemente des Komponierens kennenlernen, heute genügen aber diese KONTRASTE:

Unterschiede der Grössenausdehnung (klein gegen gross)
Unterschiede der Menge (viel gegen wenig)
Unterschiede der Dichte (kompakt gegen aufgelockert)
Unterschiede der Helligkeit/Dunkelheit (hell gegen dunkel)

- vorläufig also genügend Unterschiede, die einen Unterschied machen ;-)

Tip:
Lösen Sie bitte die Aufgabe zunächst mehr aus dem Bauch heraus, also direkt beim Über- und Unter-Malen, als aus dem Kopf durch zu langes Nachgrübeln und Vorherdenken...



Folie 8 - Farbe herstellen


Nur zur Erinnerung, wie Sie selbst Farben herstellen können.






Folie 9 - Praxis


Warmup: 

2 Übergänge, d.h. 2 x je ein Streifen von ca 15-20 cm Höhe, 60 cm Breite
1 x Nur Blau von ganz zart und verdünnt bis so dunkel wie möglich (sichtbare Pinselspuren)
1 x von Weiss über verschiedene Stufen von Hellblau zu Mittelblau und Dunkelblau ("Geleckt", d.h. die Pinselspur wird unsichtbar)

Übungen:
Insgesamt 2 Blätter, im Block aber diesmal, weil dieses Papier das Über- und Untermalen aushält:
4 bis 8 kleine Formate ca. 15 x 20cm je Bild mit verschiedenen Lösungen von Verteilungen, 4 aus dem Gefühl, ....
( nächstes Mal:  4 nach Vorlage von Daucher S.24f )

Werk:
1 ganze Blockseite: Flecken, gut verteilt in Blau und Weiss (wie ein duftiger Wolkenhimmel)



Folie 10 - Inspiration zur Hausaufgabe





Samstag, 17. März 2012

Malerei Grundkurs - Spur (2) - 15.3.12








Folgende 8 Folien habe ich am 15.3.12 vorgestellt:
(Zum Vergrössern bitte auf die jeweilige Abbildung klicken!)

Für eilige Leser reichen die Informationen auf den Präsentationsfolien. Ich werde es künftig so halten, dass ich meine Unterrichtsfolien zu jedem Kapitel gleich nach dem Unterricht hier veröffentliche und dann im Laufe der Woche mit weiteren Texten und Links versehe. 
Wer keine Zeit und Geduld für die Erläuterungen hat, kann sich nur mit den Folien allein einen schnellen Überblick verschaffen.


Folie 1 -  Themen des Abend:

Folie 2 - Vom Bettwäschewaschen...:

Wie bitte, was hat das hier zu suchen und was hat das bittschön mit Malerei zu tun ?!

Text zu "Vom Bettwäschewaschen...":

"Bläuen (Blauen): Gewebe (Leinen, Damast) werden unter Anwendung sehr verdünnter, blauer oder violetter Komplementaärfarben weiss gefärbt. Gelb und blau ergänzen sich zu weiss. Zu Oma's Zeiten gab es Saturn-Waschblaupapier: ein Umschlag mit dunkelblau beschichteten Papieren in Postkartengrösse, die früher in das letzte Spülwasser von Weisswäsche getaucht wurden. Die Wäsche erhielt einen bläulichen Stich als optische Aufhellung.

Beim Wettwaschen um das weisseste Weiss würden die wenigsten Waschmittel eine Dopingkontrolle überstehen. So befinden sich heute in den meisten Vollwaschmitteln Fluoreszenzfarbstoffe als optische Aufheller - als integraler Bestandteil des Seifenmittels werden sie bei jeder Wäsche eingesetzt, ob nötig und erwünscht oder nicht.
Einen "Weissmacher" gab es jedoch schon vor der Entwicklung dieser Stoffe: Das Ultramarin. Der leuchtend blaue Naturfarbstoff wurde ursprünglich mit grossem Aufwand aus dem Halbedelstein Lapislazuli gewonnen - und war fast so kostbar wie Gold. 1806 gelang die quantitative Analyse des Ultramarins, und 1828 nahm das erste Unternehmen die synthetische Erzeugung reinen Ultramarins auf. Durch die darauffolgende Verbilligung des Farbstoffes fiel ihm eine neue, gänzlich profane Aufgabe zu, die für Generationen von Hausfrauen mit Gold kaum aufzuwiegen war: die Wäsche weiss zu machen.
Farbenlehre: Es funktioniert nach allen Regeln der Optik: Ultramarinblau ist die Gegenfarbe zu jedem Mittelgelb, das insbesondere ältere Weisswäsche (als "Gilb") befällt. Der Farbstoff hebt das unerwünschte Gelb infolge Komplementärfarbenwirkung in ein rein weisses Weiss auf. Hinzu kommt, wenngleich in sehr viel geringerem Ausmass, ein physikalischer Effekt: Ultramarin ist ein UV-Absorber, das heisst, es nimmt ultraviolettes Licht auf und gibt es als sichtbares Licht wieder ab. Die Folge: Weisse Wäsche strahlt wie neu, wenn eine Tüte Ultramarinblau dem letzten Spülgang zugefügt wird.
Waschblau aus Ultramarin zum Bläuen der Wäsche wird bei Kremer Pigmente angeboten. Es wird genau wie das frühere Waschblau zur letzten Spülwäsche gegeben."
Quelle: Sehr empfehlenswerte Website der Fa. Kremer, die historische und aktuelle Pigmente, Malmittel und Werkzeuge herstellt und/oder anbietet:




ULTRAMARINBLAU, PB29

PB = Pigment BLUE, 29 = Beziffert den zugrundeliegenden Stoff Natrium-Aluminium-SulfoSilikat
(Technisch präzis hier. pdf der Fa. Kremer)

Jedes Pigment besteht aus einer chem. Substanz oder Mischung, die eindeutig bestimmbar ist .
Eine international festgelegte Kombination aus Buchstaben und Zahlen, 
der sog. COLOR INDEX (CI), beschreibt und klassifiziert diese Inhaltsstoffe von Farbpigmenten.


Genauere Erklärung in wikipedia, also bitte hier klicken: http://de.wikipedia.org/wiki/Colour-Index

Hier ein weiterer Link zu einer Color Index Datenbank, die alle für die Malerei relevanten Pigmente tabellarisch auflistet (leider nur in englisch verfügbar): http://www.artiscreation.com/Color_index_names.html

Wozu braucht es diesen CI?
Sie können damit, sofern der Händler diese Information überhaupt auf der Verpackung mitteilt, leicht feststellen, welche Inhaltsstoffe den Farbton bilden und ob diese besondere zusätzliche Eigenschaften haben, d.h. handelt es sich um ein giftiges oder gesundheitsschädliches Pigment, ist es ein natürliches oder synthetisches Pigment oder ein Farbstoff usw.

Und wenn der Hersteller darüber keine Informationen gibt?
...Sollten Sie über den Hersteller und dessen Produkte anfangen nachzudenken.
Je tiefer sie in die Malerei eindringen, umso klarer wird Ihnen werden, dass Sie nur dann vorhersehbare oder reproduzierbare Ergebnisse  und Lernfortschritte erzielen, wenn Sie sich auf die verwendeten Materialien verlassen können. Das wird umso wichtiger, wenn wir in Kürze das unendlich spannende Feld der Farbmischung betreten.
Manche Hersteller verkaufen Mixturen und Verschnitte von Pigmenten, die oft nur noch so heissen, wie das Pigment, das sie nachahmen. Sie erkennen das oft an dem Wort "Hue" im Nachklapp, was so viel bedeutet, wie ungefährer Tonwert. "Studienfarbe"ist auch verräterisch. Ausmischungen mit diesen Farben  führen gerne zu unangenehmen Überraschungen, weil sie oft nicht die Ergebnisse bringen, die eigentlich zu erwarten wären.
Wenn Sie im Laufe des Kurses empfindlicher werden für die Wirkung von Farben, wird Sie das irgendwann so stören, als wolle Ihnen ein Musiker erklären, dass es an der Stelle auch ein Cis tut, wo eigentlich ein C klingen sollte - mir persönlich verursacht sowas beinahe körperliche Schmerzen...

In der Ölmalerei spielen zudem die chemischen Eigenschaften des Pigments eine sehr wichtige Rolle, auf die Sie sich z.B. in Bezug auf Trockenzeiten, Reaktionsverhalten, Dichte usw. verlassen müssen.

Wir werden im Laufe des Kurses bei der fortschreitenden Zusammenstellung der grundlegenden Malfarbenpalette dazu die wichtigsten Informationen kennenlernen und zusammentragen.
(Und uns nebenbei ein Bild davon machen lernen, wie transparent manche Händler/Farbhersteller arbeiten...)

Dazu eine Website, deren Autor im Bereich der Aquarellfarben aufs Akribischste zusammengetragen hat, welche Informationen für fast alle in dieser Technik relevanten Pigmente wichtig sind. 
Die meisten der vorgestellten Pigmente sind auch in der Acryl- und Ölmalerei gebräuchlich.
Die Top 40 der Pigmentauswahl des Autors sind auch für alle anderen Techniken wichtig.

Leider ist die Website nur in englisch verfügbar. Die wichtigsten Informationen wie z.B. die Zuordnung von ColorIndex zur jeweiligen chemischen Substanz kann man auch ohne Englischkenntnisse verstehen.
Ich kenne z.Zt. leider keine einzige deutsche Website, die sich mit diesem Thema befasst und eine ColorIndex-Übersicht gäbe.

Wer jetzt zur 3000 Jahre alten Geschichte des Ultramarin etwas Genaueres  wisssen möchte, klicke hier zu einem Text der Fa. Kremer.

Hier zum Abschluss noch ein Überblick über alle BLAUTÖNE, die über diese Firma erhältlich sind (historische und aktuelle Pigmente!).


Folie 3 - Buchempfehlung des Abends :
- Eine teure, klassische und tiefergehende von Max Doerner, ein Klassiker in der xten Auflage.
- Eine praktische, illustrierte, wesentlich billigere - und vorerst auch genügende - Ausgabe von Thomas Hoppe.


Max Doerner, hier bei amazon (und auch überall sonst im Buchhandel);
Thomas Hoppe, hier bei amazon (und auch überall sonst im Buchhandel);



Folie 4 - Die Malspur:
Zur Einstimmung eine schöne Übung für eine Musestunde:
Schauen Sie mal in aller Ruhe, welche Arten ganz unterschiedlicher Spuren ein einziger Pinsel hergibt (z.B. der 14er Gussow-Flachpinsel) und stellen Sie diese wie eine Sammlung auf einem Blatt zusammen - das durchaus auch als systematisch angelegtes, vorzeig- und rahmbares Gemälde gedacht sein kann - . Sie werden evtl. staunen -  was ja für eine(n) MalerIn nicht verkehrt ist...
Wie eine Schmetterling- oder Blütensammlung...


Folie 5 - Wie man beim Malen Ordnungszwänge und langweilige Stereotypen vermeidet, oder: 
Musik ins Bild bringen...! 


Nachdem wir am ersten Abend relativ spontan und unbefangen erste Warmups und Übungen malten, die uns eine Begegnung mit unserer jeweils persönlichen Art der Pinselführung (= Duktus) brachten, kreiste die zweite Stunde um die Untersuchung unseres Ausdrucks.
Der in der Malerei und Zeichnung gebräuchliche Begriff für die mit der Persönlichkeit des Malers/Zeichners verbundene Qualität der Spur oder Linie ist DUKTUS.

Wir alle haben frühzeitg durch Drill und Selbstdisziplin eine tief sitzende Gewöhnung an einen kontrollierten, ausgeglichenen und oft gleichförmigen Schreib-duktus mühsam erworben. Ein Vergleich mit der zur Malerei notwendigen Einstellung führt klar vor Augen, dass dies zwar eine für die Schrift sinnvolle Haltung ist, aber als kulturell begründeter Zwang zum Stereotypen  ein sehr großes Hindernis beim Malen darstellt. 
Als Schreibende leitet uns eine Vorstellung vom Allgemeinen, das heisst, andere sollen meine Zeichen lesen und interpretieren können. 
Als Maler aber suchen wir bewusst oft das Eigene, Persönliche, Besondere, ggf. sogar das mitunter Undeutbare...

Spontan und unbedacht  werden unsere Bilder aber am Anfang oft erst einmal gerne langweilig, meist zu aufgeräumt und daher ausdruckslos. Oder unsicher, aber wenigstens sauber und sorgfältig nach einer Ordnung suchend. Oder nur hilflos chaotisch desorganisiert, weil es einem zwar vielleicht auffällt, dass man dazu neigt, ideenlos immer dasselbe Zeichen zu wiederholen, man findet aber noch keinen eigenen und lebendigen Weg zwischen den Extremen von Chaos und Form. 
Die Malkunst aber bewegt sich dazwischen, zwischen den Polen von Zerfall, Unordung und dem Übermaß an Kontrolle!

Es ist also nicht nur die Schreibhaltung des Werkzeugs, sondern auch die Art und Weise der Spur- und Linienproduktion für das Malen neu zu erfahren und bedenken!

Es gibt in der Malerei und Zeichnung  überraschenderweise keine verbindliche Sprache für die Spur- oder Linienqualitäten (*). 

(* Wer sich auskennt, wird mich hier korrigieren wollen und mich auf Kandinskys Schrift "Punkt und Linie zu Fläche" von 1925 hinweisen, die diesen Versuch macht. Ein tolles Buch, gewiss - aber nur etwas für ausdauernde Dickbrettbohrer und vor allem nicht für den Anfänger der Malerei zu empfehlen!  Sehr sehr kandinskyesk, eigen, bisweilen ziemlich esoterisch, (mir) unnachvollziehbar und sehr gelehrt, abstrakt kommt es daher, imho. Wer es sich zutraut, mache sich auf ein kratziges Lese-Abenteuer gefasst...Apropos: Wassilj KANDINSKY und sein Werk sollte man aber unbedingt kennen).

Kandinsky, Blauer Himmel, 1940


Hier nun mein Ansatz zu einer Lösung, wie man die malerische Struktur beleben könnte und dabei sogar verstehen lernt, welche Mittel anwendbar sind:
Der von Mal- und Zeichenlehrern oft und gern geäußerte Hinweis, beim Malen oder Zeichnen doch bitte die Spur- und Linienstärken und den damit verbundenen Druck der Hand bzw. des Instruments zu variieren um damit "lebendiger" zu gestalten, macht den Anfänger oft ratlos: 
Worin sollen denn diese Unterschiede im Strich begründet sein? 
Wann und warum soll man das denn tun?
Ist das nicht oft willkürlich, beliebig und dem Augenblick, dem Zufall, der Stimmung oder Werweisswasnoch unterworfen? 
Oder gibt es dafür Regeln?
Berechtigte Fragen, die sich im Prinzip der Maler nur mit wachsender Erfahrung  selbst beantworten kann. Da es wie gesagt darüber keine einfache, praktische, sofort umsetzbare und verbindliche Sprache gibt, mache ich mit Ihnen den Versuch, einen Übertrag aus der MUSIK zu wagen. 

In der notierten Musik gibt es für den Interpreten Hinweise auf die Ausführung und den Ausdruck der jeweiligen Passage eines Musikstückes. In der musikalischen Ausführung ist hier der Kern der künstlerischen Interpretation, denn die Anweisungen lassen auch immer Spielraum der Deutung.

Ähnliches könnte man nun auf die Spur und Linie übertragen:
Stellen Sie sich vor,  Ihr Werkzeug (Pinsel) sei ein Musikinstrument, die ausgeführte Spur der Ton.

Der Ausdruck einer Spur, eines Tones wäre dann aus den folgenden Elementen gebildet:

1) ARTIKULATION = Art der Ausführung, die Art des Ansatzes:
Von STACCATO (abgehackt, unverbunden, abgesetzt) <----> bis LEGATO (fliessend)

2) TEMPO = Geschwindigkeit der Ausführung:
Von LARGHISSIMO (sehr breit, behäbig) <----> bis PRESTISSIMO (sehr schnell)

3) DYNAMIK = Stärke oder Kraft der Ausführung:
Von piano pianissimo (ppp, sehr zart) <----> bis forte fortissimo (fff, sehr kräftig)

Diese Ausdrucksspielräume sind - in der Malerei wie in der Musik - mit Ihrem Innern verbunden, genauer gesagt mit Ihren Emotionen, der Verarbeitung von innern und äusseren Impulsen, evtl. sogar vorhandene Gedanken spielen eine Rolle, etwas zwischen Gefühl und Gedanke, das ich für mich gerne "Denkfühlen" nenne - das bildet Ihr Werkzeug mehr oder weniger bewusst ab. Wie der professionelle Musiker kann auch der zunehmend bewusste Maler diese Elemente einsetzen, um sein Anliegen daraus zu formen.

Spielen Sie bitte in künftigen Warmups einfach alle Möglichkeiten und Kombinationen der Spur-, Fleck- und Strichbildung durch, zum Beispiel:

- Sehr schnell ausgeführte, abgehackte, aber zart gesetzte Spuren, Striche - oder langsam hingestrichene schwere kräftige Spuren - und umgekehrt...
- Lang fliessende, ruhig ausgeführte kräftige Spuren - und dann schnell und hektisch aber zart, oder stellen Sie sich vor: van Gogh on Steroids...
- Sehr kräftige, behäbig aber abgehackt gesetzte Spuren 
- und weitere unendlich viele Varianten...

Zwischen den genannten Extrempolen liegen viele Nuancen des Ausdrucks.
Diese Ausdrucksübungen kann man ständig auch ohne Bildidee üben, wie Fingerübungen am Klavier, sozusagen "Czerny für Maler" - Schule der Geläufigkeit...
Und ich weiss aus eigener Erfahrung, dass dabei die besten Einfälle wie von selbst kommen.

So beginnt Ihre Malerei allmählich lebendig zu atmen und vibrieren...
Fazit: Notfalls summen, singen, dirigieren, tanzen Sie doch einfach Ihre Bilder...!

Ganz im Ernst: Paul Klee war Musiker (Geiger), Kandinsys Abstraktionen sind im Prinzip Soundcollagen, da Kandinsky als Synästhetiker Musik sah - und das ganz ohne LSD oder andere chemische Hilfsmittel - eine Menge Maler und Zeichner spiel(t)en auch Musikinstrumente. Die Künste stehen alle in Verbindung miteinander.

Ziel der Übung insgesamt:

Ihnen soll auffallen und bewusst werden, dass Sie mit einem einzigen Werkzeug wie z.B. dem Flachpinsel schier unendliche Möglichkeiten des Ausdrucks haben. Je bewusster Sie diese Elemente der Spurbildung einsetzen, umso lebendiger und individueller werden Ihre Arbeiten, gleichgültig, ob Sie nun abstrakt oder gegenständlich malen.
Um aber einem Missverständnis von vornherein vorzubeugen: Auch das langweilige, akkurate, stereotype, zwanghafte, leblose Spurensetzen hat seine Berechtigung, ist eine Form von speziellem Ausdruck und kann auch so ganz bewusst gepflegt und eingesetzt werden. Es ist nichts so schlecht, dass es nicht für etwas gut wäre - gerade in der Malerei...


Folie 6 - Inspiration:
Achten Sie einmal ganz bewusst beim Betrachten von Arbeiten anderer Maler, wie diese ihren Strich setzen: 
Van Goghs geschwind und dynamisch gesetzte, geradezu ekstatische Spuren, .....(Fortsetzung folgt; Vorstellung von Malerei des Expressionismus von van Gogh über den Abstrakten Expressionismus, den Tachismus, das Informel bis zur Gegenwart - einige Anregungen, über die Spur des Malens nachzudenken. Bildershow und Links)





Folie 7 - Farbe selbst herstellen (1) :


Ein weiteres Ausdruckselement ist die Farbmaterie im Zusammenspiel mit dem Pinsel. Es macht einen Unterschied, ob Sie mit kaum fliessender, zäher dicker Farbe oder mit beinahe aquarellartiger Konsistenz eine Spur setzen.
Oder schauen Sie mal, wie es aussieht, wenn Sie kaum noch Farbe am Pinsel haben und trotzdem Spuren setzen (sog. drybrush, bekanntester Anwender dieses Verfahrens: Andrew Wyeth)

Wie Sie anfangen können, diese Konsistenzunterschiede für Ihre Zwecke einzusetzen und zu steuern, zeigen unsere erste Übungen zur Herstellung eigener Malfarben.

WICHTIG: Sie werden ab jetzt immer die 3 wichtigsten Elemente einer Malfarbe im Auge behalten müssen, um die Farbmaterie als Bildelement mit bewusstem Ausdruck nutzen zu können. Was sich ab jetzt ändert, sind nur die jeweilige Farbe des Pigments und die chemische Zusammensetzung der Antagonisten Lösungs- und Bindemittel:

Die 3 wichtigsten Elemente einer Malfarbe:


Pigment  - Bindemittel - Lösungsmittel


Es geht bei der Malerei,  wie im richtigen Leben, um das rechte Verhältnis von Bindung und Lösung, also um  die rechte BALANCE...
Zu viel Lösungsmittel laugt die Bindung aus und setzt die Substanz frei.
Zu viel Bindemittel babbt hart und unflexibel.
Na, wenn das nicht zu denken gibt...



Zu Beginn sammeln wir gemeinsam erste Erfahrungen mit den allereinfachsten, trotzdem aber schon sehr brauchbaren und seriösen Werkstoffen:

Materialien: 
Pigment: Ultramarinblau (PB29), wenige Gramm genügen vorerst.
4 Teile Pigment zu 1 Teil Bindemittel sind sicher, Sie können aber noch extremere Verhältnisse testen, Cellulose-oder Methylkleister hat enorme Bindekräfte! Ein Dosierlöffel und ein Plastikpalettmesser sind hilfreich. Ich empfehle weiterhin, das Mischen auf Porzellanteller oder einer weissen Badkachel (aus dem Baumarkt, möglichst groß)
Lösungsmittel: Wasser. Leitungswasser ist Ok, abgekochtes noch besser, destilliertes brauchen wir nur in der Temperamalerei.
Bindemittel: Methylkleister, kräftig angesetzt (1:10 - 1:20) = handelsüblicher Kleister für schwere Tapeten.


Schritt für Schritt Anleitung:

- Für wässrige Techniken das trockene Pigment zuerst in ein Gefäß geben, dann Wasser nach und nach in kleinen Dosen mit kleiner Spachtel oder Palettmesser einmischen, bis das Gemisch cremige Konsistenz hat. Einwirken lassen, stehen lassen (in der Regel kann das gut 1 Tag lang sein, kontrollieren und ggf. Wasser nachgiessen, dass es nicht eintrocknet - heute alles ausnahmsweise nur ein paar Minuten).

- Eventuell überschüssiges Wasser abgiessen. Farbbrei in sauberes und wieder verschliessbares Gefäß oder auf Plastik- oder Porzellan-Palette geben, trocknet dort aber ggf. zu schnell vor sich hin! Dann mit Wasser nachsprayen oder sonstwie benetzen.

- Methylkleister mit Wasser (1:10 bis 1:20) ansetzen, 20 min. ziehen lassen, durchschlagen und als Bindemittel benutzen. Im Kühlschrank aufbewahrt, hält dieser gut 1 Woche.
Sie können sich eine bestimmte Menge eingeweichtes Pigment dann 4:1 mit Bindemittel ansetzen, um eine sofort vermalbare und haftende Farbe zu erhalten. Diese Mischung können Sie mit Wasser verflüssigen, bis zum Grenzwert, ab dem der Binder zu schwach wird.
Oder Sie mischen den ungebundenen Pigmentbrei auf der Palette mit unterschiedlichen Mischungen von Binder und Wasser, um so Pinselstrich für Pinselstrich unterschiedliche Wirkungen zu erzielen.
Die gewünschte dickere oder dünnere Konsistenz können Sie also je nach Zweck steuern (durch Zufügen von Wasser). Es ist sinnvoll, die Mischungen vor der Verwendung im Bild in dünnen Aufstrichen auszuprobieren, bis es den Ansprüchen genügt und vor allem hält. Anstriche können Sie prüfen, indem Sie mit dem Finger über den trocknen Aufstrich streichen. Das Pigment darf nach dem Trocknen nicht mehr aus dem Aufstrich herausreibbar sein.

- Wasser ist in diesem Fall das Lösungsmittel - also „Antagonist“ oder Gegenspieler zum Bindemittel Kleister. Ziel ist es, je nach Zweck (also ob eine dünne Lasur oder ein dicker pastoser Auftrag gewünscht ist) diese Antagonisten gegeneinander auszubalancieren - es muss nur immer noch genug „babben“, d.h. das Pigment muss an der Oberfläche haften und darf nicht stäuben.

Einigermassen sorgfältig benutzt, sind Gouache- und Kleisterfarben neben- und miteinander vermalbar, geht irgendetwas schief - nicht schlimm, denn es sind sehr billige, trotzdem aber haltbare und kunsttaugliche  Materialien!



Folie 8 - WARMUPS . ÜBUNGEN. WERK :

Dienstag, 13. März 2012

Malerei Grundkurs - Spur 1 - 8.3.12


Hier der Link zur weitergeführten Präsentation zum Kurs:

Abend vom 8.3.12:

THEORIE

Einführung in die Farbenlehre:
- Unterschied Farbe (color) : Farbe (paint).
- Lenbach Zitat: "Genau genommen ist Malfarbe nichts anderes als Dreck und Babb..."
- Kurze Demo der Ausgangsstoffe, die für alle Farbsysteme gelten. Pigment - Bindemittel - Lösungsmittel
- Verhalten der Pigmente bei wässrigen Systemen.
- Gouache- und Aquarellfarben und deren Zusammensetzung.

Diese Grafik veranschaulicht den komplexen Aufbau einer handelsüblichen Tuben- Aquarellfarbe. Wie Sie sehen, sind Binde- und Konservierungsmittel anteilmäßig bei 2/3 im Vergleich zum eigentlichen Pigment. Die Anteile müssen in einem austarierten Verhältnis stehen, um Transparenz, Haltbarkeit, Vermalbarkeit zu gewährleisten. M.a.W.: Lieber kaufen, als selbst herstellen, weil oft viel Müh für mäßige Resultate.
Quelle: Watercolors, Website (leider nur englisch)


Buchempfehlung des Abends, zur Einstimmung:
Victoria Finlay, Das Geheimnis der Farben: Eine Kulturgeschichte.
hier bei amazon; Sie können das Taschenbuch überall im Buchhandel bestellen.
Kultur- oder besser Reisegeschichte zu den Farben des Malkastens.
Unterhaltsamer Einstieg in das Gebiet der Malereifarben. Manche Info scheint gut erfunden, wissenschaftlich aber zweifelhaft, liest sich trotzdem ganz angenehm. Also insgesamt bleibe ich bei meiner Empfehlung.

Gouache (nach wikipedia):

"Gouache (von italienisch guazzo ‚Lache‘) ist ein wasserlösliches Farbmittel. Sie besteht aus gröber vermahlenen Pigmenten unter Zusatz von Kreide. Als Bindemittel wird Gummi Arabicum verwendet. Sie kann sowohl für deckende als auch für lasierende Maltechniken verwendet werden. Damit vereint sie die Vorzüge der Aquarellfarbe (lasierend) und die der Ölfarbe (pastos) und kann in dünnen oder auch dickeren Schichten vermalt werden und auch alla-prima ohne Untermalung oder Lasur. Weiße Bildteile können durchaus deckend gestaltet werden und müssen nicht wie bei der Aquarellmalerei ausgespart werden.
Nach dem Trocknen weist Gouache eine samtene matte Oberfläche auf. Gute Gouachefarbe hellt nach dem Trocknen nicht auf, sofern es sich um Künstlerfarben mit lichtechten Pigmenten handelt. Sie kann wie jede wasserlösliche Farbe auch nach dem Trocknen wieder angelöst werden.
Gouache wird vorwiegend für Untergründe wie Papier oder Karton verwendet, kann aber auch wie Tempera, Öl- oder Acrylfarbe auf Leinwand und anderen textilen Untergründen vermalt werden."


Worum geht es in dieser Stunde?

1) Erste Erfahrung mit dem grundlegenden Werkzeug der Malerei:  Pinsel

Eine unüberschaubar grosse Menge an unterschiedlichen Werkzeugen für Zwecke, die Sie vermutlich noch nicht so genau kennen, sind auf dem Markt verfügbar. Der Händler freut sich immer sehr, wenn Sie trotzdem möglichst viel und teuer kaufen, auch wenn Sie damit nicht immer die Resultate erzielen, die Sie wollten. Hier hilft "Viel hilft viel" nicht wirklich weiter, glauben Sie mir, ich weiss, wovon ich spreche..;-)

Im Verlauf des Kurses werden Sie deshalb die wichtigsten Pinseltypen und deren Verwendung kennenlernen.

Zu Beginn lernen Sie einen kurzborstigen Flach- oder Gussowpinsel kennen - wobei letzteres kaum jemand sagt, geschweige denn weiss, warum diese Sorte Pinsel so heisst.

Diese, wie ich finde, sehr praktische Form des Flachpinsels, die am Anfang sehr gut beherrsch- und einsetzbar ist, geht auf den deutschen realistischen Maler Karl Gussow (1843-1907) zurück, der in Berlin und an der Karlsruher Akademie lehrte (bedeutendster Schüler Max Klinger) und sich diese Form des kurz gebundenen Flachpinsels eigens anfertigen liess.



Gemälde von Gussow, wobei insbesondere im Blattwerk der Buschrosen m.E. deutlich die Pinselarbeit mit einem Flachpinsel sichtbar wird (mit einem einzigen kurzen Zug gesetzt).


Kurze Demo und Einblick in die Feinstruktur der Malerei, oder wie Bilder der Malerei wirklich aussehen, wenn man näher tritt und die Arbeit des Malers betrachtet.

Ich habe Ihnen einige Beispiele von Rembrandt, Courbet, Monet, Liebermann , de Kooning bis zur Gegenwart vor Augen geführt, die Sie davon überzeugen sollen, dass man die Spuren der Malerei ruhig sehen darf, ja m.E. sehen muss - oder anders gesagt, eine makellos glatte Malereioberfläche, "in der man keinen Pinselstrich sieht" ist absolut kein besonderer Qualitätsausweis:










2) Die Malspur:
(Den folgenden Text kennen meine Zeichenschüler schon, in Abwandlung gilt alles Folgende generell für die Zeichen- als auch die Malwerkzeuge.)

Im Zentrum der ersten Stunde und der nächsten Abende dieser ersten Einheit steht die SPUR an sich, die SPUR als persönlicher Ausdruck, als quasi "seismografisches", motorisches, aber auch emotionales  Phänomen.

Die SPUR an sich entsteht aus der Bewegung (man kann auch sagen aus der Emotion, was auch der Wortsinn sagt: ex movere = hinaus gehen, aus sich gehen...).

Die gerichtete SPUR bildet folglich immer eine innere und äußere Handlung und Bewegung ab, ist dynamisch, ein aus der Ruhe gebrachter Punkt mit Ziel und in gewisser Spannung.

ABER WICHTIG: Vorerst malen Sie  unbedingt (!) ohne etwas Dingliches, fest Umrissenes oder Symbolisches abbilden zu wollen!
Also vorerst: Keine Herzen, Spiralen, Tiere, Köpfe, Münder, Augen, Hände, Füße etc. - keine Bange, das kommt noch, später.
Sobald Sie irgendetwas abbilden, sind Sie nicht mehr mit der Spur an sich, sondern mit dem Gegenstand oder Symbol befasst, was einen derart starken Sog entfaltet, daß Ihnen der Blick auf das MACHEN schwindet, während sich das damit GEMACHTE immer stärker in den Vordergrund schiebt. Der Zwang zur Be-Deutung eines Zeichens oder einer Form ist eminent - und steht dem Phänomen der Malerei gern entgegen. Das wollen wir erst einmal nicht!

Sie bilden zunächst nur die von Ihnen selbst gemachte, hergestellte, hingezitterte oder hingeschmissene SPUR ab, wie Fußspuren im Sand, die nichts anderes bedeuten, als das was sie sind: SPUREN einer Bewegung von A nach B.
Dass Sie sich trotzdem immer etwas dabei denken, dass ihre Spur immer etwas anspielt, an etwas erinnert, ist unumgänglich - und das ist das eigentliche Geheimnis jeder Spur. Insbesondere Ihrer persönlichen Spur, die Sie zunehmend erkennen und entwickeln, allmählich mit Kenntnissen und Gefühlen aufladen werden.
Sie ist an sich und sie ist immer auch noch etwas anderes...

Sie sehen und beobachten, welche Extreme eine SPUR darstellen kann: von der selbstbewusstten, klaren und zielenden Geraden bis zur nervösen und fleckigen, unsicheren und suchenden Tatterei. Sie erleben, wie die Spur mit Ihren Stimmungen und Entscheidungen, Ihrem Atem, den Freuden und Ängsten, Lockerungen und Verkrampfungen, Lust und Frust  und (mitunter Hauruck...)-Lösungen oder Ihrer Freiheit, Feinheit, ihrer Vorsicht oder Entschiedenheit oder Unsicherheit oder Mut zusammenhängt.
Gefühl, Gedanke und Handlung ineindergreifend.
Auch wenn Sie später das von ihrem Innern fernliegendste Abbild eines Objektes schaffen - es wird immer IHRE SPUR sein, die die Malerei schafft. Sie entgehen Ihr selten - eigentlich fast nie - es sei denn, man möchte zur Maschine werden, perfekt und kühl beherrscht, nichts zeigend...und damit eher wie ein Fotoapparat, dem alles gleich gültig ist - aber das ist dann schon nicht mehr Malerei...


Zum Malen gehört eine Haltung:

Es gibt keine falsche oder richtige Haltung - aber es gibt eine zweckdienliche innere und äussere Haltung. Diese werden wir je nach Aufgabe und Gegenstand miteinander erarbeiten.
Ich habe Ihnen zu Beginn eine der üblichen Schreibstifthaltung entgegengesetzte Pinselhaltung demonstriert und zur Nachahmung empfohlen, nicht befohlen - aber sie könnte ihnen trotzdem nützen...:

(Bild folgt)


PRAXIS:


Wir werden während des ganzen Kurses diese Stationen beibehalten:
1) Warmup = Freies Spielen und Erfahren, Eingrooven, Warmlaufen = so einfach wie nur möglich.
2) Übung = Studium von 1-x Malereiphänomenen mit unterschiedlichen Proben = Etwas Mühe
3) Werk = Abgeschlossene Arbeit, die die Lernerfahrung in einem fertigen Bild anwendet und zeigt.

Ich lege grossen Wert darauf, dass man nicht beim Spielen und Studium stehenbleibt, sondern gleich von Anfang an auf vorzeigbare Arbeiten hinarbeitet. Ohne Ziel gibts keine Wege...ohne Wege kein Ziel?Hm...
"Hausaufgaben" kann ich natürlich nicht von Ihnen verlangen, werde ich Ihnen trotzdem stellen, damit Sie, falls Sie doch zu Hause üben sollten, sich etwas am gestellten Thema orientieren können.

Warmups
Die Warmups werden wir zu Beginn jeder Praxis machen. So stressfrei und unambitioniert wie nur möglich. So beiläufig und schlecht wie möglich sollten Sie hier malen. Im Ernst. Es geht dabei noch nicht um Kunst und Schönheitspreise, sondern um das Sammeln von Erfahrung im Kontakt mit Ihnen selbst und den Materialien. So nebenbei, wie ein Sportler an der Seitenlinie hin- und herläuft...

20 min. auf relativ grossem Format 40x60 spielerisches Erfahren der Farbe: Farbdichte, Farbspuren mit einem billigen Werkzeug (Borstenpinsel aus dem Baumarkt), das aber seine Berechtigung hat.
Möglichst ohne Thema oder Gegenstand, vermeiden Sie, wie schon gesasgt, unbedingt Symbole, aus deren Sog Sie nicht mehr kommen (Spiralen, Herzen, Tiere, Gesichter dgl.).
Das Ziel der Übung und aller künftiger Warmups liesse sich wie im Sport beschreiben: In Schwung kommen, geistige, emotionale und körperliche Gelenkigkeit üben, sich warm laufen, in Stimmung kommen, eingrooven, Raum fürs Spinnen schaffen, Loslassen, lockern, an nichts denken, als an die Beobachtung, die man mit sich und dem Material macht. Reines Freispiel ohne Not und Noten. Bad in Farbe. Sonst nix.



Übungen:
Im nächsten Schritt ging es darum, jetzt genauer hinzuschauen und zu beobachten, wie ein Pinsel unterschiedlichen Druck, Nachlassen, Aufdrücken, Absetzen, Aufsetzen, Übermalen etc. umsetzt. Man kann jetzt schon Qualitätsunterschiede zwischen den beiden Pinseln beobachten und zunehmend gezielter einsetzen.
Schauen Sie, auf welche Ideen Sie kommen, ein zuvor mit Bleistift zart vorgezeichnetes Feld von ca 20x20 oder 20x30 cm mit Strukturen, Pinselspuren, Flecken, Strichen zu füllen.
Es darf passieren, dass Sie die möglichst nicht stereotyp gesetzten Spurenverdichtungen an etwas erinnern, von sich aus: Felder, Wiesen, Himmel, Wasseroberflächen, Wälder, Gestrüpp usw.


(Haus-)Aufgabe bzw. Werk des Abends:
Wachsendes, Gestrüpp, Wald - aus jeweils einem Pinselzug von unten nach oben entwickelt,
40x60 cm, nur Ultramarinblau unterschiedlicher Konsistenz, durch dick und dünn also...









Ihre Ergebnisse des ersten Abends: