Hier der Link zur weitergeführten Präsentation zum Kurs:
Abend vom 8.3.12:
THEORIE
Einführung in die Farbenlehre:
- Unterschied Farbe (color) : Farbe (paint).
- Lenbach Zitat: "Genau genommen ist Malfarbe nichts anderes als Dreck und Babb..."
- Kurze Demo der Ausgangsstoffe, die für alle Farbsysteme gelten. Pigment - Bindemittel - Lösungsmittel
- Verhalten der Pigmente bei wässrigen Systemen.
- Gouache- und Aquarellfarben und deren Zusammensetzung.
Diese Grafik veranschaulicht den komplexen Aufbau einer handelsüblichen Tuben- Aquarellfarbe. Wie Sie sehen, sind Binde- und Konservierungsmittel anteilmäßig bei 2/3 im Vergleich zum eigentlichen Pigment. Die Anteile müssen in einem austarierten Verhältnis stehen, um Transparenz, Haltbarkeit, Vermalbarkeit zu gewährleisten. M.a.W.: Lieber kaufen, als selbst herstellen, weil oft viel Müh für mäßige Resultate. Quelle: Watercolors, Website (leider nur englisch) |
Buchempfehlung des Abends, zur Einstimmung:
Victoria Finlay, Das Geheimnis der Farben: Eine Kulturgeschichte.
hier bei amazon; Sie können das Taschenbuch überall im Buchhandel bestellen.
Kultur- oder besser Reisegeschichte zu den Farben des Malkastens.
Unterhaltsamer Einstieg in das Gebiet der Malereifarben. Manche Info scheint gut erfunden, wissenschaftlich aber zweifelhaft, liest sich trotzdem ganz angenehm. Also insgesamt bleibe ich bei meiner Empfehlung.
Gouache (nach wikipedia):
"Gouache (von italienisch guazzo ‚Lache‘) ist ein wasserlösliches Farbmittel. Sie besteht aus gröber vermahlenen Pigmenten unter Zusatz von Kreide. Als Bindemittel wird Gummi Arabicum verwendet. Sie kann sowohl für deckende als auch für lasierende Maltechniken verwendet werden. Damit vereint sie die Vorzüge der Aquarellfarbe (lasierend) und die der Ölfarbe (pastos) und kann in dünnen oder auch dickeren Schichten vermalt werden und auch alla-prima ohne Untermalung oder Lasur. Weiße Bildteile können durchaus deckend gestaltet werden und müssen nicht wie bei der Aquarellmalerei ausgespart werden.
Nach dem Trocknen weist Gouache eine samtene matte Oberfläche auf. Gute Gouachefarbe hellt nach dem Trocknen nicht auf, sofern es sich um Künstlerfarben mit lichtechten Pigmenten handelt. Sie kann wie jede wasserlösliche Farbe auch nach dem Trocknen wieder angelöst werden.
Gouache wird vorwiegend für Untergründe wie Papier oder Karton verwendet, kann aber auch wie Tempera, Öl- oder Acrylfarbe auf Leinwand und anderen textilen Untergründen vermalt werden."
Worum geht es in dieser Stunde?
1) Erste Erfahrung mit dem grundlegenden Werkzeug der Malerei: Pinsel
Eine unüberschaubar grosse Menge an unterschiedlichen Werkzeugen für Zwecke, die Sie vermutlich noch nicht so genau kennen, sind auf dem Markt verfügbar. Der Händler freut sich immer sehr, wenn Sie trotzdem möglichst viel und teuer kaufen, auch wenn Sie damit nicht immer die Resultate erzielen, die Sie wollten. Hier hilft "Viel hilft viel" nicht wirklich weiter, glauben Sie mir, ich weiss, wovon ich spreche..;-)
Im Verlauf des Kurses werden Sie deshalb die wichtigsten Pinseltypen und deren Verwendung kennenlernen.
Zu Beginn lernen Sie einen kurzborstigen Flach- oder Gussowpinsel kennen - wobei letzteres kaum jemand sagt, geschweige denn weiss, warum diese Sorte Pinsel so heisst.
Diese, wie ich finde, sehr praktische Form des Flachpinsels, die am Anfang sehr gut beherrsch- und einsetzbar ist, geht auf den deutschen realistischen Maler Karl Gussow (1843-1907) zurück, der in Berlin und an der Karlsruher Akademie lehrte (bedeutendster Schüler Max Klinger) und sich diese Form des kurz gebundenen Flachpinsels eigens anfertigen liess.
Gemälde von Gussow, wobei insbesondere im Blattwerk der Buschrosen m.E. deutlich die Pinselarbeit mit einem Flachpinsel sichtbar wird (mit einem einzigen kurzen Zug gesetzt).
Kurze Demo und Einblick in die Feinstruktur der Malerei, oder wie Bilder der Malerei wirklich aussehen, wenn man näher tritt und die Arbeit des Malers betrachtet.
Ich habe Ihnen einige Beispiele von Rembrandt, Courbet, Monet, Liebermann , de Kooning bis zur Gegenwart vor Augen geführt, die Sie davon überzeugen sollen, dass man die Spuren der Malerei ruhig sehen darf, ja m.E. sehen muss - oder anders gesagt, eine makellos glatte Malereioberfläche, "in der man keinen Pinselstrich sieht" ist absolut kein besonderer Qualitätsausweis:
2) Die Malspur:
(Den folgenden Text kennen meine Zeichenschüler schon, in Abwandlung gilt alles Folgende generell für die Zeichen- als auch die Malwerkzeuge.)
Im Zentrum der ersten Stunde und der nächsten Abende dieser ersten Einheit steht die SPUR an sich, die SPUR als persönlicher Ausdruck, als quasi "seismografisches", motorisches, aber auch emotionales Phänomen.
Die SPUR an sich entsteht aus der Bewegung (man kann auch sagen aus der Emotion, was auch der Wortsinn sagt: ex movere = hinaus gehen, aus sich gehen...).
Die gerichtete SPUR bildet folglich immer eine innere und äußere Handlung und Bewegung ab, ist dynamisch, ein aus der Ruhe gebrachter Punkt mit Ziel und in gewisser Spannung.
ABER WICHTIG: Vorerst malen Sie unbedingt (!) ohne etwas Dingliches, fest Umrissenes oder Symbolisches abbilden zu wollen!
Also vorerst: Keine Herzen, Spiralen, Tiere, Köpfe, Münder, Augen, Hände, Füße etc. - keine Bange, das kommt noch, später.
Also vorerst: Keine Herzen, Spiralen, Tiere, Köpfe, Münder, Augen, Hände, Füße etc. - keine Bange, das kommt noch, später.
Sobald Sie irgendetwas abbilden, sind Sie nicht mehr mit der Spur an sich, sondern mit dem Gegenstand oder Symbol befasst, was einen derart starken Sog entfaltet, daß Ihnen der Blick auf das MACHEN schwindet, während sich das damit GEMACHTE immer stärker in den Vordergrund schiebt. Der Zwang zur Be-Deutung eines Zeichens oder einer Form ist eminent - und steht dem Phänomen der Malerei gern entgegen. Das wollen wir erst einmal nicht!
Sie bilden zunächst nur die von Ihnen selbst gemachte, hergestellte, hingezitterte oder hingeschmissene SPUR ab, wie Fußspuren im Sand, die nichts anderes bedeuten, als das was sie sind: SPUREN einer Bewegung von A nach B.
Dass Sie sich trotzdem immer etwas dabei denken, dass ihre Spur immer etwas anspielt, an etwas erinnert, ist unumgänglich - und das ist das eigentliche Geheimnis jeder Spur. Insbesondere Ihrer persönlichen Spur, die Sie zunehmend erkennen und entwickeln, allmählich mit Kenntnissen und Gefühlen aufladen werden.
Dass Sie sich trotzdem immer etwas dabei denken, dass ihre Spur immer etwas anspielt, an etwas erinnert, ist unumgänglich - und das ist das eigentliche Geheimnis jeder Spur. Insbesondere Ihrer persönlichen Spur, die Sie zunehmend erkennen und entwickeln, allmählich mit Kenntnissen und Gefühlen aufladen werden.
Sie ist an sich und sie ist immer auch noch etwas anderes...
Sie sehen und beobachten, welche Extreme eine SPUR darstellen kann: von der selbstbewusstten, klaren und zielenden Geraden bis zur nervösen und fleckigen, unsicheren und suchenden Tatterei. Sie erleben, wie die Spur mit Ihren Stimmungen und Entscheidungen, Ihrem Atem, den Freuden und Ängsten, Lockerungen und Verkrampfungen, Lust und Frust und (mitunter Hauruck...)-Lösungen oder Ihrer Freiheit, Feinheit, ihrer Vorsicht oder Entschiedenheit oder Unsicherheit oder Mut zusammenhängt.
Gefühl, Gedanke und Handlung ineindergreifend.
Gefühl, Gedanke und Handlung ineindergreifend.
Auch wenn Sie später das von ihrem Innern fernliegendste Abbild eines Objektes schaffen - es wird immer IHRE SPUR sein, die die Malerei schafft. Sie entgehen Ihr selten - eigentlich fast nie - es sei denn, man möchte zur Maschine werden, perfekt und kühl beherrscht, nichts zeigend...und damit eher wie ein Fotoapparat, dem alles gleich gültig ist - aber das ist dann schon nicht mehr Malerei...
Zum Malen gehört eine Haltung:
Es gibt keine falsche oder richtige Haltung - aber es gibt eine zweckdienliche innere und äussere Haltung. Diese werden wir je nach Aufgabe und Gegenstand miteinander erarbeiten.
Ich habe Ihnen zu Beginn eine der üblichen Schreibstifthaltung entgegengesetzte Pinselhaltung demonstriert und zur Nachahmung empfohlen, nicht befohlen - aber sie könnte ihnen trotzdem nützen...:
(Bild folgt)
PRAXIS:
Wir werden während des ganzen Kurses diese Stationen beibehalten:
1) Warmup = Freies Spielen und Erfahren, Eingrooven, Warmlaufen = so einfach wie nur möglich.
Wir werden während des ganzen Kurses diese Stationen beibehalten:
1) Warmup = Freies Spielen und Erfahren, Eingrooven, Warmlaufen = so einfach wie nur möglich.
2) Übung = Studium von 1-x Malereiphänomenen mit unterschiedlichen Proben = Etwas Mühe
3) Werk = Abgeschlossene Arbeit, die die Lernerfahrung in einem fertigen Bild anwendet und zeigt.
Ich lege grossen Wert darauf, dass man nicht beim Spielen und Studium stehenbleibt, sondern gleich von Anfang an auf vorzeigbare Arbeiten hinarbeitet. Ohne Ziel gibts keine Wege...ohne Wege kein Ziel?Hm...
"Hausaufgaben" kann ich natürlich nicht von Ihnen verlangen, werde ich Ihnen trotzdem stellen, damit Sie, falls Sie doch zu Hause üben sollten, sich etwas am gestellten Thema orientieren können.
3) Werk = Abgeschlossene Arbeit, die die Lernerfahrung in einem fertigen Bild anwendet und zeigt.
Ich lege grossen Wert darauf, dass man nicht beim Spielen und Studium stehenbleibt, sondern gleich von Anfang an auf vorzeigbare Arbeiten hinarbeitet. Ohne Ziel gibts keine Wege...ohne Wege kein Ziel?Hm...
"Hausaufgaben" kann ich natürlich nicht von Ihnen verlangen, werde ich Ihnen trotzdem stellen, damit Sie, falls Sie doch zu Hause üben sollten, sich etwas am gestellten Thema orientieren können.
Warmups
Die Warmups werden wir zu Beginn jeder Praxis machen. So stressfrei und unambitioniert wie nur möglich. So beiläufig und schlecht wie möglich sollten Sie hier malen. Im Ernst. Es geht dabei noch nicht um Kunst und Schönheitspreise, sondern um das Sammeln von Erfahrung im Kontakt mit Ihnen selbst und den Materialien. So nebenbei, wie ein Sportler an der Seitenlinie hin- und herläuft...
20 min. auf relativ grossem Format 40x60 spielerisches Erfahren der Farbe: Farbdichte, Farbspuren mit einem billigen Werkzeug (Borstenpinsel aus dem Baumarkt), das aber seine Berechtigung hat.
Möglichst ohne Thema oder Gegenstand, vermeiden Sie, wie schon gesasgt, unbedingt Symbole, aus deren Sog Sie nicht mehr kommen (Spiralen, Herzen, Tiere, Gesichter dgl.).
Das Ziel der Übung und aller künftiger Warmups liesse sich wie im Sport beschreiben: In Schwung kommen, geistige, emotionale und körperliche Gelenkigkeit üben, sich warm laufen, in Stimmung kommen, eingrooven, Raum fürs Spinnen schaffen, Loslassen, lockern, an nichts denken, als an die Beobachtung, die man mit sich und dem Material macht. Reines Freispiel ohne Not und Noten. Bad in Farbe. Sonst nix.
Übungen:
Im nächsten Schritt ging es darum, jetzt genauer hinzuschauen und zu beobachten, wie ein Pinsel unterschiedlichen Druck, Nachlassen, Aufdrücken, Absetzen, Aufsetzen, Übermalen etc. umsetzt. Man kann jetzt schon Qualitätsunterschiede zwischen den beiden Pinseln beobachten und zunehmend gezielter einsetzen.
Schauen Sie, auf welche Ideen Sie kommen, ein zuvor mit Bleistift zart vorgezeichnetes Feld von ca 20x20 oder 20x30 cm mit Strukturen, Pinselspuren, Flecken, Strichen zu füllen.
Es darf passieren, dass Sie die möglichst nicht stereotyp gesetzten Spurenverdichtungen an etwas erinnern, von sich aus: Felder, Wiesen, Himmel, Wasseroberflächen, Wälder, Gestrüpp usw.
Es darf passieren, dass Sie die möglichst nicht stereotyp gesetzten Spurenverdichtungen an etwas erinnern, von sich aus: Felder, Wiesen, Himmel, Wasseroberflächen, Wälder, Gestrüpp usw.
(Haus-)Aufgabe bzw. Werk des Abends:
Wachsendes, Gestrüpp, Wald - aus jeweils einem Pinselzug von unten nach oben entwickelt,
40x60 cm, nur Ultramarinblau unterschiedlicher Konsistenz, durch dick und dünn also...
Ihre Ergebnisse des ersten Abends:
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