Freitag, 23. März 2012

Malerei Grundkurs - Kontrast/Komposition 1 - 22.3.12

Folie 1 - Intro
Folgende 8 Folien habe ich am 22.3.12 vorgestellt:
(Zum Vergrössern bitte auf die jeweilige Abbildung klicken!)

Für eilige Leser reichen die Informationen auf den Präsentationsfolien. Ich werde es künftig so halten, dass ich meine Unterrichtsfolien zu jedem Kapitel gleich nach dem Unterricht hier veröffentliche und dann im Laufe der Woche mit weiteren Texten und Links versehe. 
Wer keine Zeit und Geduld für die Erläuterungen hat, kann sich nur mit den Folien allein einen schnellen Überblick verschaffen.




Folie 2 - Überblick


An diesem Abend sind 2  Themen wichtig:


- Wir erweitern unsere bislang sehr eintönige Basispalette um ein neues Pigment, das an sich nicht als "Farbe" gilt, sondern lediglich als Aufheller der anderen Pigmente verstanden wird. Titanweiss.
Persönlich habe ich eine andere Auffassung darüber insofern, dass ich die Farben des Weiss zu entdecken anspornen möchte.
Ich finde das Weiss unfasslich. Es gibt kein Weiss, behaupte ich provokant! Machen Sie sich auf Entdeckungsreise und vergleichen Sie Weisstöne, woimmer Sie sie entdecken.

- Wir beginnen auf einfachste Weise dem Phänomen der Komposition eines Bildes nahezukommen. Zunächst so einfach und unverkrampft wie möglich, indem wir aus dem Bauch heraus unterschiedlich grosse Flecken auf einer Bildfläche verteilen und beobachten, was dann geschieht.


Folie 3 - Pigment des Abends





Titanweiss, PW6
Titandioxid TiO2, (um 1900, gebräuchlich nach dem 2. WK)

„Deckweiss“ - sehr deckendes Pigment!

Titanweiss ist chemisch gesehen Titandioxid mit der Formel TiO2. Es wird synthetisch hergestellt, Ausgangsmaterial ist zumeist schwarzes Titaneisenerz, welches auch Ilmenit genannt wird und z.B. aus Norwegen, Canada, China oder der ehemaligen Sowjetunion stammt.
Titanweiss ist das Weisspigment mit der grössten Deckkraft.

Es ist seit den 20er Jahren dieses Jahrhunderts auf dem Markt. Sowohl in organischen als auch in anorganischen Bindemitteln ist es verwendbar und mit allen Pigmenten kombinierbar.
Im Gegensatz zu Bleiweiss hat das chemisch inaktive Titanweiss jedoch keine trocknende Wirkung auf Öle. Eine Information, die wir im 3. Teil des Kurses genauer betrachten werden. Merken Sie sich nur bitte so viel: Nicht nur der Farbton eines Pigments spielt eine Rolle, sondern auch dessen chemisch-physikalischen Eigenschaften!

Ausser als Künstlerfarbe kommt Titanweiss auch als Druckfarbe zum Einsatz oder zum Färben von Kunststoffen. Plastikverpackungen werden durch die weisse Farbe nicht nur bedruckbar, sondern auch beständiger gegen den Einfluss von UV-Strahlung. Auch bei der Papierfabrikation und in der Kosmetikindustrie wird Titanweiss verwendet.

Quelle: Website der Fa. Kremer

Es ist das meistbenutzte Pigment in der Malerei! Wie ohnehin alle verfügbaren Weisspigmente die wichtigsten Pigmente des Malers sind. Sie werden bald verstehen, warum das so ist.

Die Grundierung
Titanweiss wird zudem auch in den unterschiedlichen Mischungen eines sog. "GESSO" verwendet. Unter einem Gesso versteht man ein Gemisch aus verschiedenen Materialien, aus denen man die ausserordentlich wichtigen Grundierungen von Leinwand, Holz, Karton und Papieren herstellt.

Die simpelste Form eines Gesso besteht aus: Bindemittel (z.B. Acrylbinder), Weisspigment (Titanweiss PW6) und Kreide sowie je nach Träger Gips oder künstliche Modellierpasten in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen.

Tips für unsere Praxis:
Für unsere ersten Studien reicht ein simpler Weissbinder, also eine handelsübliche Wandanstrichfarbe, sog. Dispersionsfarbe.

Als Grundiermittel für (Pack-)Papier und Karton sind 1-3 dünn mit breitem Pinsel oder Schaumstoffrolle aufgetragene Lagen dieser weissen Anstrichfarbe empfehlenswert.
Bitte jeden Aufstrich erst trocknen lassen!

(Pack-)Papiere sollte man mit Klebstreifen oder Tacker rundum gegen das Verwerfen und Faltenschlagen fixieren oder mit Kleister auf einen Keilrahmen kleben. Trocknen lassen, dann grundieren. Das ist die billigste Form einer "Studienleinwand", die sich auch ruckzuck mit einem Messer vom Rahmen trennen lässt.

Eine Grundierung hat verschiedene Funktionen, die wir während des gesamten Kurses der Reihe nach behandeln werden:

- Ein wichtiger Faktor ist es, die Saugfähigkeit des Untergrunds zu steuern. In unserem Fall kann ein Gesso oder Weissbinderanstrich verhindern, dass die Farbe sofort vom Papier aufgesogen wird und verlaufende sumpfige Pfützen entstehen. Ausserdem bleibt die Farbe auf Gesso etwas länger formbar.

- Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass der reinweisse Untergrund ein Reflektor für  durchsichtige Lasurpigmente wie z.B. das Ultramarinblau darstellt. D.h. durch die Farbschicht fällt das Licht, wird mehrfach gebrochen und kehrt, reflektiert von der Grundierung wiederum gebrochen zurück - was eine interessante Farbwirkung erzeugt.
Wenn Sie also brilliante, licht- und farbstarke Wirkungen erzielen wollen, ist eine Titanweiss-Grundierung perfekt. Die reinweisse Grundierung ist aus diesem Grund seit dem Impressionismus gebräuchlich.



Folie 4 - Buchempfehlung


Wolfgang Blankes Buch "Malen mit Pigmenten" empfehle ich Ihnen mit Vorbehalt. Alle Rezepte sind zwar richtig und verlässlich, aber auf seltsame Weise (wohl durch eine undurchsichtige Layoutstrategie verursacht) so im Text verteilt, dass man gerne den Zusammenhang verliert. Mich macht sowas "scheckig" bis leseunwillig...
Sie werden manches aus unserem Kurs wiedererkennen, weil einfach Standard, manche Rezepte sind interessant, aber selten genutzt oder etwas für Tüftler und Experimentierfreudige.
Sehr empfehlenswert ist das Kapitel zur Temperamalerei, die wir im Kurs nicht behandeln werden bzw. höchstens kurz streifen.


Bei amazon hier




Folie 5 - DEMO


Ich habe Ihnen zusammenfassend noch einmal demonstriert, wie man mit unterschiedlicher Pinselhaltung und - führung Übergänge von hell nach dunkel, von dicht nach locker, von nahezu undurchsichtig nach durchsichtig malt. Das Thema der Übergänge wird Sie, solange Sie malen werden, immer beschäftigen.
Wichtig ist mir, dass Sie auf die Unterschiede der Pinselspuren achten, die von ungeordneten, wilden Malspuren bis zum akkurat "Geleckten" reichen können. Sie sollten die ganze Palette üben und anwenden.




Folie 6 - Komposition
Ursprünglich war es geplant, Ihnen aus einem Zeichenlehrbuch von Hans Daucher (Die grosse Zeichenschule) 2 Seiten zu Übungen zur Komposition auszuteilen, leider hatte ich diese im Drucker vergessen, also mussten Sie nach Ihrem eigenen Gefühl an die Sache gehen - was ja auch nicht schlecht ist.
Wir werden diese Übung in der kommenden Stunde nachholen.




Folie 7 - Komposition

Komposition ist ein umfangreiches, wichtiges Thema der Malerei und Zeichnung. Ich halte die kommenden Übungen dazu für die Wichtigsten des ganzen Kurses überhaupt. 
Das Wissen und Gefühl um Komposition entscheidet darüber, ob ein Bild wahrgenommen wird, also ob man hinschaut, ob es funktioniert, ob es interessiert.

Auf der allereinfachsten Ebene geht es zunächst darum, eine klar umrissene, bestimmte Bildfläche so mit unterschiedlichen "Akteuren" zu gestalten, dass diese 
- voneinander unterscheidbar sind,
- indem durch Unterschiede der Lage, Menge, Grösse und Helligkeit eine Interpretation über Zusammenhänge und Hierarchien denkbar wird.

Einfacher gesagt: Versuchen Sie mit diesen Mitteln den Blick des Betrachters auf Ihre Aussage zu lenken und die Sachverhalte auf der Leinwand in eine interessierende Ordnung zu bringen. 

Da Sie beim Komponieren immer das Gesamtbild im Auge behalten müssen, ist es sinnvoll, sich vorher das Spielfeld durch einen dünn gezeichneten Rahmen zu markieren (das erübrigt sich natürlich, wenn Sie ein ganzes Blatt oder eine Leinwand gestalten, denn da sind die Bildgrenzen gegeben.).
Mir geht es darum, dass Sie sehen lernen, dass die Bildgrenzen, also das Format des Bildfelds, die erste wichtige Entscheidung und Information der Komposition ist, auf die sich alle Elemente im Bildfeld beziehen.

Bei unseren ersten Übungen bleiben wir bei abstrakten Flecken unterschiedlicher Grösse und Form, die Sie bitte vorerst nicht gegenständlich deuten, so verlockend das auch ist. 
Wir wollen jetzt nur herausbringen, was aus welchem Grund kompositorisch "interessant", "spannend" oder "ruhig", "anziehend" oder  "wirr", "chaotisch" und was dagegen "langweilig" oder "ungeschickt" wirkt.
Dass Sie alle gerne bald wiedererkennbare Dinge malen wollen, ist mir schon klar, aber zunächst geht es darum, sich nicht von Symbolen und Umrissen ablenken zu lassen, wenn Sie über die
Aufteilungs- und Spannungsphänomene auf einer Bildfläche nachdenken.

Wir werden im Laufe des Kurses viele weitere Elemente des Komponierens kennenlernen, heute genügen aber diese KONTRASTE:

Unterschiede der Grössenausdehnung (klein gegen gross)
Unterschiede der Menge (viel gegen wenig)
Unterschiede der Dichte (kompakt gegen aufgelockert)
Unterschiede der Helligkeit/Dunkelheit (hell gegen dunkel)

- vorläufig also genügend Unterschiede, die einen Unterschied machen ;-)

Tip:
Lösen Sie bitte die Aufgabe zunächst mehr aus dem Bauch heraus, also direkt beim Über- und Unter-Malen, als aus dem Kopf durch zu langes Nachgrübeln und Vorherdenken...



Folie 8 - Farbe herstellen


Nur zur Erinnerung, wie Sie selbst Farben herstellen können.






Folie 9 - Praxis


Warmup: 

2 Übergänge, d.h. 2 x je ein Streifen von ca 15-20 cm Höhe, 60 cm Breite
1 x Nur Blau von ganz zart und verdünnt bis so dunkel wie möglich (sichtbare Pinselspuren)
1 x von Weiss über verschiedene Stufen von Hellblau zu Mittelblau und Dunkelblau ("Geleckt", d.h. die Pinselspur wird unsichtbar)

Übungen:
Insgesamt 2 Blätter, im Block aber diesmal, weil dieses Papier das Über- und Untermalen aushält:
4 bis 8 kleine Formate ca. 15 x 20cm je Bild mit verschiedenen Lösungen von Verteilungen, 4 aus dem Gefühl, ....
( nächstes Mal:  4 nach Vorlage von Daucher S.24f )

Werk:
1 ganze Blockseite: Flecken, gut verteilt in Blau und Weiss (wie ein duftiger Wolkenhimmel)



Folie 10 - Inspiration zur Hausaufgabe





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen